Category Archives: Management von Biogas-Projekten

Strukturierung der Beschaffungsseite — Okonomische und Okologische Anforderungen

Grundsatzlich stellt sich bei Biomasse-Projekten regelmafiig die Aufgabe, die erforderlichen Bezugsstoffe in ausreichender Qualitat zu prognostizierten Preisen termingerecht zu beschaffen. Weiter ist bei Biogas-Vorhaben auch eine okologische und ethische Komponente zu beachten: Vereinfacht gesprochen geht es darum, die Nutzung der Biomasse umweltvertraglich und sozial akzeptabel zu gestalten.

Diese Aufgabenstellung ist aufierordentlich bedeutsam fur den Erfolg und die Akzeptanz von Biogas-Projekten und zudem grundsatzlich verschieden von dem Risikoprofil von anderen Vorhaben im Bereich erneuerbare Energien, so dass wir dieses Thema auch in Abschn. 3.4 und Abschn. 4.1.4 vertieft behandeln werden.

Zunachst zu dem okonomischen Beschaffungsrisiko: Ist es nicht moglich, genug Biomasse zu beschaffen, kann die prognostizierte Kapazitatsauslastung der Anlage nicht erreicht werden und fuhrt als Folge zu einem geringeren Output. Dies kann wiederum, je nach Vertragsgestaltung, auf der Absatzseite zu Strafzahlungen fuhren, da es nicht moglich ist, die zugesicherte Menge der Projektleistung an Kunden zu liefern. Bei einzelnen Prozessanlagen gibt es dumber keine einfache lineare Beziehung zwischen Biomasse-Bezug und Produktionsmenge: Vielfach lasst ein Ruckgang von Eingangsstoffen unter einen kritischen Wert den gesamten Prozess zusammenbrechen oder fuhrt zu Problemen an anderer Stelle des Produktionspro- zesses.

Biogasprojekte haben etwa gegenuber Biokraftstoffprojekten einen Wett — bewerbsvorteil, da die Stromerzeugung nach dem EEG gefordert wird und dadurch Planungssicherheit fur die nachsten zwanzig Jahre gegeben ist. Die daraus resultierende hohe Sicherheit auf der Absatzseite vereinfacht die langfristige Ein — bindung von Lieferanten in die Projektstruktur, was einen Beschaffungsvorteil darstellt. Auch die Nahrungsmittelbranche bezieht Ole, Getreide, Zucker etc. und ist somit ebenfalls als Wettbewerber um die Rohstoffe anzusehen. Daruber hinaus existieren noch zahlreiche weitere Verfahren in der Strom — und Warmeerzeugung, die Biomasse als Rohstoff nutzen.

Ausreichende Biomasseressourcen sind die Grundvoraussetzung fur die Ver — sorgungssicherheit der Projektanlage. Daher ist eine permanente Marktbeob — achtung uber die gesamte Finanzierungsdauer notwendig, denn sollte Biomasse als Energietrager, wie bisher, weiter an Bedeutung zunehmen, hat dies Konsequenzen. Es kann zum einen schwierig werden, die geplanten Mengen einzukaufen, zum anderen fuhrt eine verstarkte Nachfrage im Regelfall zu steigenden Preisen. Grund — satzlich hat der Nachfrageboom der letzten Jahre zu einer Verknappung und als Folge dieser zu einer Preissteigerung bei Biomasse gefuhrt. Eine wesentliche Anfor — derung an das Risikomanagement ist es, Losungen zu finden, eine grofitmogliche Preisstabilitat zu gewahrleisten. Was als umfassende und langfristig notwendige Absicherung angesehen werden kann, wird durchaus unterschiedlich beurteilt. Zum Teil wird ein Absicherungszeitraum von 10 Jahren und 80 % der Inputstoffe genannt (Fischer 2011, S. 752 f.), z. T. werden auch geringere Anforderungen formuliert[12]. Letztlich gibt es hier einen Zielkonflikt zwischen Planbarkeit und auch preislicher Flexibilitat.

Eine Betrachtung des Marktes fur Biomasse muss zwingend auch die okologischen und sozialen Restriktionen sowie die Substitutionskonkurrenz berucksichtigen. Ein erster limitierender Faktor bei der Nutzung von Biomasse ist die verfugbare Anbauflache. Die Flache zum Anbau von Energiepflanzen betragt in Deutschland etwa 1,6 Mio. ha. Legt man strenge Kriterien an, wie dies etwa die Europaische Umweltagentur tut, durfte eher nur von einer Flache in der Grofienordnung von rund

1,0 Mio. ha auszugehen sein. Durch den Bevolkerungsruckgang in Deutschland sowie die zu erwartenden Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft durfte zukunftig allerdings weniger Flache zur Produktion von Nahrungsmitteln erforderlich sein und dementsprechend die verfugbare Anbauflache zur alternativen Nutzung tendenziell zunehmen. Mittelfristig halten die Experten entsprechend grofiere Flachen fur nutz — bar (rund 2 Mio. ha in 2020 bzw. 3 Mio. ha in 2030), auf der Bioenergie nachhaltig produziert werden kann. Letztlich bleibt aber auch dann die Flache die restriktive Grofie fur die Biomassepotenziale. Dies gilt erst recht dann, wenn hohere Anteile oko­logischen Landbaus angestrebt werden als heute. Zusatzlich ist zu beachten, dass neben der Produktion von Nahrungsmitteln auch die stoffliche Verwertung von Biomasse, z. B. fur Dammmaterial, Schmierstoffe, Spanplatten usw., zunimmt sowie die Konkur — renz unter den verschiedenen energetischen Nutzungsrouten zu berucksichtigen ist. Aus Effizienzgesichtspunkten kommt gerade der stofflichen Nutzung eine besondere Bedeutung zu, wenngleich diese trotz der vielfaltigen Anwendungsmoglichkeiten bisher kaum in der offentlichen Diskussion prasent ist. Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Nutzungsformen der Biomasse einerseits und ihrer Begrenztheit andererseits sollte die Zuweisung auf die verschiedenen Nutzungspfade so weit wie moglich klaren Effizienzkriterien folgen, damit eine moglichst hohe Substitutions — wirkung gegenuber konventionellen Energietragern erzielt werden kann. Dabei sind die heute vorherrschenden Nutzungsoptionen nicht unbedingt die effektivsten.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang die differenzierte Betrachtung der ver — schiedenen Rohstoffe. Bei der Herstellung von Biodiesel und Pflanzenol sind heute bereits in Deutschland Grenzen erreicht. Bei Raps, dem Hauptrohstoff, mussen bestimmte Fruchtfolgen beim Anbau eingehalten werden, was eine Ausweitung des Anbaus begrenzt.

Hohere operative Kosten des Projektes, bedingt durch hohere Bezugskosten, fuhren unmittelbar zu einer Verringerung des Cashflows, was das gesamte Projekt gefahrden kann. Es besteht die grofie Gefahr, dass aus dem Erlos des Endproduktes nicht ausreichend Einzahlungen generiert werden, um den Kapitaldienst zu bedienen. Entwickeln sich die Beschaffungspreise deutlich volatiler als vorhergesagt, kann die Situation eintreten, dass die Produktion im Extremfall unwirtschaftlich wird. Hat die Biomasse nicht die erwartete Qualitat, kann es bei der Verarbeitung zu operativen Mehrkosten oder zu Kapazitatsbeeintrachtigungen kommen. Sollte bei — spielsweise feuchte Biomasse angeliefert werden, fuhrt die Trocknung zu Mehr — kosten und es kann sogar zu Produktionsunterbrechungen kommen.

Auf der Bezugsseite besteht also einerseits die Gefahr von Mindererlosen, falls nicht ausreichend Biomasse fur die Produktion beschafft werden kann, anderer — seits konnen die operativen Kosten bei Preisanderungen steigen (Uekermann 1993, S. 65). Die Risikoanalyse verdeutlicht, dass eine sorgfaltige Strukturierung der Beschaffungsseite eine notwendige Voraussetzung fur eine Projektfinanzierung bei Biokraftstoffprojekten darstellt.

Regelmafiig wird das Lieferkonzept an die jeweilige Biogasanlage und den Basis — betrieb angepasst sein mussen. Zu regeln sind die zeitliche Abfolge der Lieferung, die Preisanpassungsmoglichkeiten, die Qualitatskontrollen, die Kundigungsrechte und die Haftungsverteilung.[13] Aus dem Genehmigungsrecht konnen sich Anfor — derungen an eine Mindestlaufzeit der Substratliefervertrage ergeben: So wird im Privilegierungstatbestand des § 35 Abs. I Nr. 6 BauGB zumindest eine mittelfristige Sicherung der Biomasse gefordert.

Voraussetzungen fur eine Beherrschung des Bezugsrisikos waren lang — fristige Liefervertrage mit verlasslichen Lieferanten zu einem Festpreis. Alle drei Beschaffungsziele waren erfullt und eine adaquate Planungssicherheit ware gewahrleistet. Preis-, Mengen — und Qualitatsrisiken waren somit vollstandig auf die Lieferanten ubertragen (Uekermann 1993, S. 66). Im Folgenden werden die Voraus­setzungen zur Erfullung dieser Ziele beleuchtet.

Der Abschluss von langfristigen Liefervertragen ist bei Biomasse mit mehreren Schwierigkeiten verbunden. Derartige Vertrage sollten mindestens die Darlehenslauf — zeit abdecken, um einen Ausfall zukunftiger Lieferungen und somit die Gefahrdung des Cashflows zu vermeiden. Den Lieferanten mussten bei Vertragsabschluss bereits Daten uber zukunftige Ernteertrage vorliegen, um serios kalkulieren zu konnen. Zwar ist es moglich, langfristige Vertrage zu schliefien, angesichts schwankender Ernteertrage konnen die Landwirte jedoch nur gewisse Mindestmengen zusichern, die sich aus der Betrachtung vergangener Ernteertrage ergeben. Dies fuhrt regel — mafiig dazu, dass solche Vertrage mit mehreren Lieferanten geschlossen werden

Подпись: 14Abb. 2.8

image023Preisentwicklung von Weizen

mussen, um eine ausreichende Belieferung der Anlage gewahrleisten zu konnen. Dabei sollten Vertrage abgeschlossen werden, die Strafzahlungen beinhalten, sofern zugesicherte Mengen entsprechender Qualitat nicht geliefert werden konnen. Die Hohe sollte den aktuellen Marktpreis fur eine Ersatzbeschaffung abdecken. Eine Analyse der wirtschaftlichen Verhaltnisse der Lieferanten ist daher notwendig, um sicher zu stellen, dass derartige Zahlungen auch geleistet werden konnen.

Die Vereinbarung von Festpreisen wird hingegen kaum durchsetzbar sein, wofur mehrere Grunde ausschlaggebend sind: In der Vergangenheit haben die Biomasse — preise einen aufierst volatilen Verlauf genommen, der von diskontinuierlichen Entwicklungen gepragt ist, so dass Prognosen fur zukunftige Preisentwick — lungen praktisch nicht moglich sind. Diskontinuierliche Entwicklungen fur den Biomassemarkt waren politische Entscheidungen auf nationaler und internationaler Ebene zur Forderung der Biomasse als Energietrager, die Entwicklung der globalen Nachfrage und — insbesondere in den letzten zwei Jahren — auch die Spekulation an den Weltmarkten auf steigende Rohstoffpreise. Abgebildet ist beispielhaft die Ent­wicklung des Weizenpreises[14].

Eine noch nicht existierende Moglichkeit im Biomassemarkt zur Absicherung solcher Preisschwankungen waren Termingeschafte und vergleichbare Derivate mit entsprechend langer Laufzeit. Durch solche vertraglichen Kaufpositionen auf zukunftige Zeitpunkte liefien sich nachteilige Gegebenheiten bei Lieferterminen auf — fangen. Somit liefie sich das Preisrisiko verkleinern und die Kalkulationsbasis ver — bessern. Zum heutigen Zeitpunkt werden fur Raps und Weizen Terminnotierungen mit einjahriger Laufzeit, bei Soja und Mais lediglich mit halbjahriger Notierung erhoben, was an nicht fixierbaren zukunftigen Ernteertragen liegt. Daher eignen sich solche Termingeschafte lediglich fur kurzfristige Absicherungen, stehen jedoch als Sicherheit fur die gesamte Finanzierungsdauer nicht zur Verfugung. Es bleibt
festzuhalten, dass weder langfristige Liefervertrage mit Festpreisgarantie am Markt bestehen noch langfristige derivative Absicherungsinstrumente vorhanden sind.

Подпись: 15Am sinnvollsten ist es, Biomasse aus dem nachstmoglichen Umfeld der Pro — jektanlage zu beziehen. Zum einen sind die Logistikkosten deutlich gunstiger, zum anderen ist die Verlasslichkeit der Lieferanten besser einzuschatzen.[15]

Management von Biogas-Projekten

Weltweit sind Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit mehreren krisenhaften Ent — wicklungen konfrontiert — den Auswirkungen der abklingenden Finanz — und Wirt — schaftskrise, der Schuldenkrise der EU und der USA, dem globalen Klimawandel und einer seit den Unglucksfallen von Fukushima neuerlich angefachten Dis — kussion uber eine nachhaltige Energieversorgung. Die Krisen gehen an die Wurzeln der gegenwartigen Gesellschafts — und Wirtschaftsstrukturen westlicher Pragung, haben erhebliche volkswirtschaftliche Auswirkungen und stellen die Frage nach einer Uberwindung tradierter Strukturen.

Lost man sich von der ubergeordneten politischen Dimension der erneuer — baren Energien und betrachtet ihre Teilsegmente, so stellt man fest, dass sie sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen befinden, was wiederum mit ihrer Marktintegration und politischen Forderung korrespondiert. Onshore-Wind — energie, Photovoltaik-Kraftwerke und Biogas-Vorhaben sind mittlerweile etablierte Formen, wahrend sich Offshore-Windenergie und solarthermische Kraftwerke in einer fruhen Marktphase befinden. Angesichts der umfangreichen bereits getatigten Investitionen in die beiden letztgenannten Bereiche kann aber erwartet werden, dass auch sie vor einem deutlichen Marktwachstum stehen. Wir wollen uns in dieser Abhandlung mit dem Teilsegment der Biogaserzeugung beschaftigen, das in den letzten Jahren durch ein kontinuierliches Wachstum insbesondere in Deutschland getragen wurde.

Bei all der Fach — und Medienprasenz der erneuerbaren Energien ist ein Aspekt erstaunlich: Im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien wird nur sehr selten das Thema ihrer Umsetzung angesprochen. Stattdessen fokussiert sich die Dis — kussion zumeist auf einzelne Themenfelder wie ihre politischen, okologischen und technischen Aspekte. Eine zusammenhangende Darstellung der rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekte, die gleichermahen erfullt sein mussen, damit ein Biogas-Vorhaben realisiert werden kann, liegt bislang nicht vor. Dies mag damit zusammenhangen, dass Biogas-Vorhaben erst seit wenigen Jahren Grofien — ordnungen erreicht haben, die sie fur Kapitalgeber interessant machen und sich in einer jungen Branche im Anschluss an die Bewahrtheit der Technik rechtliche und wirtschaftliche Standards erst etablieren mussen.

Dieses Buch ist aus der Wahrnehmung entstanden, dass es eines gemein — samen Verstandnisses und konzertierten Vorgehens von Vertretern aus Technik, Recht und Wirtschaft bedarf, um ein Biogasvorhaben zu realisieren. Daher wird in dieser Publikation der Weg beschritten, verschiedene Experten aus den genannten Bereichen zu Wort kommen zu lassen, so dass in der Gesamtschau vermittelt wird, welche Aspekte bei der Realisierung von Biogasprojekten zu beachten sind.

Der Anspruch dieser Publikation ist zum einen aufzuzeigen, welche technischen und rechtlichen Voraussetzungen zum derzeitigen Zeitpunkt erfullt sein mussen, um ein Biogasprojekt uber die Finanzierungsmethode einer Projektfinanzierung zu realisieren. Dabei muss man sich zunachst bewusst sein, dass sich insbesondere die Technik standig dynamisch weiterentwickelt und die rechtlichen Rahmendaten auf die Marktgegebenheiten reagieren, so dass Biogasprojekte insbesondere wahrend der Planungs — und Realisierungsphase dynamisch und flexibel gesteuert werden mussen. Zum anderen soll durch den bewussten interdisziplinaren Ansatz auch er- reicht werden, dass der Leser fur die Anforderungen der verschiedenen Teilbereiche sensibilisiert wird.

Zur Realisierung von Projektfinanzierungen in einer Branche mussen mindestens zwei Voraussetzungen erfullt sein: Die Technik muss langfristig einen stabilen und prognostizierbaren Output liefern konnen, und der Staat muss ein klares, planbares und verlassliches Rechts — und Regulierungsumfeld vorgeben, das den Investoren und Fremdkapitalgebern eine hinreichende Planungssicherheit fur einen wirt — schaftlichen Betrieb verschafft. Sind diese beiden grundsatzlichen Anforderungen erfullt, eroffnet sich die Moglichkeit fur eine wirtschaftliche Umsetzung von Biogas — Vorhaben, und zwar zumeist in Form einer Projektfinanzierung.

Zentrales Merkmal einer Projektfinanzierung ist die enge Verknupfung des Schicksals des Projektes mit der Ruckfuhrung der Darlehen. Es sind die zukunftigen Cashflows des Vorhabens, die einzig fur die Begleichung der operativen Kosten, die Bedienung des Kapitaldienstes und fur Ausschuttungen an die Investoren ver — wandt werden konnen. Neben diese Cashflow-Orientierung der Projektbeur — teilung tritt eine vertragliche Einbindung verschiedener Projektbeteiligter, die den Erfolg des Vorhabens unterstutzen sollten (Risk Sharing). Damit ist der gesamte Risikomanagement-Prozess bei einer Projektfinanzierung ein gleichge — richtetes Zusammenspiel der verschiedenen Teilaspekte Risikoidentifikation, Risikoallokation und Risikoquantifizierung.

Damit Projektfinanzierungen im Biogasbereich realisiert werden konnen, mussen konsequenterweise Experten aus den Bereichen Technik, Recht und Wirt — schaft zusammenfinden und eine fur ein Vorhaben passgenaue Losung entwickeln. Dieses in der Praxis bei jedem Vorhaben geubte Vorgehen war auch Ausgangs — punkt der vorliegenden Arbeit. Ohne die zentralen Ergebnisse vorwegnehmen zu wollen, lasst sich bereits an dieser Stelle festhalten: Biogas-Vorhaben basieren auf bewahrten Technologien. Anspruchsvoll sind die Fertigstellung und das nachhaltige und wirtschaftliche Management der Stoffstrome. Ein wesentlicher Vorteil gegen — uber anderen Formen der erneuerbaren Energien ist die Moglichkeit einer grundlast — fahigen Energieproduktion und verhaltnismaBig geringe Break-Even-Kosten.

Der guten Ordnung halber sei angemerkt, dass die Autoren ihre individuelle Meinung vertreten. Ihre Aussagen und Wertungen mussen weder notwendigerweise die Meinung der Unternehmen oder Institutionen widerspiegeln, fur die die Autoren arbeiten, noch die Auffassung der ubrigen Autoren treffen. Fehler habe ich selbst — verstandlich selbst zu vertreten.

Mein aufrichtiger Dank gilt den Autoren dieses Buches, die mit grofiem Enthu — siasmus und Engagement seine Realisierung erst ermoglicht haben.

Kiel, im Juni 2012 Jorg Bottcher

Autoren

Kai Jens Basedow

Kai Jens Basedow ist seit 2010 Geschaftsfuhrer der EES Nord GmbH. Er beschaftigt sich mit der Planung und Ausfuhrung von Energiekonzepten im Bereich erneuer- bare Energien sowie mit Sicherheitstechnik und der Dokumentation bei Biogas- anlagen. Neben anderen Funktionen ist er Mitglied des Firmenbeirats im Fachver- band Biogas.

EES Nord GmbH, Luchow, Deutschland; E-Mail: kai. basedow@eesnord. de

Dr. Jorg Bottcher

Dipl.-Okonom und Bankkaufmann, ist seit 1995 bei der HSH Nordbank AG tatig. Als Risk Adviser ist er dort mit der Strukturierung und dem Risikomanagement von Projekten im Bereich erneuerbare Energien befasst. Nebenberuflich arbeitet Jorg Bottcher als freier Mitarbeiter der Hans-Bockler-Stiftung. Er hat in den letzten Jahren eine Reihe von Publikationen zu den Themen Projektfinanzierung und erneuerbare Energien veroffentlicht.

HSH Nordbank AG, Kiel, Deutschland; E-Mail: joerg. boettcher@hsh-nordbank. com

Dr. Swantje Eigner-Thiel

Dr. Swantje Eigner-Thiel, geboren in Kiel, studierte in Gottingen Psychologie. Sie arbeitete an der FernUniversitat Hagen am Lehrstuhl „Okologische Psychologie“ und beim Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveranderungen (WBGU), bevor sie, wieder an der Georg-August-Universitat Gottingen, das Projekt „Bio-energiedorf Juhnde“ mit initiierte und den Umbau der Energieversorgung des Dorfes auf die Basis des erneuerbaren Energietragers Biomasse wissenschaftlich begleitete. Zu ihrem jetzigen Arbeits — und Forschungsfeld gehoren soziale Aspekte einer nachhaltigen Biomassenutzung und die Beratung von Bioenergiedorfern.

Georg-August-Universitat Gottingen, Deutschland; E-Mail: seigner@gwdg. de

Nils Engler

Nils Engler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl fur Abfall — und Stoff- stromwirtschaft an der Agrar — und Umweltwissenschaftlichen Fakultat der Univer­sitat Rostock.

Universitat Rostock, Deutschland

Dr. Andreas Gabler

Dr. Andreas Gabler ist Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei RWP Rechtsanwalte GbR in Dusseldorf. Er berat in — und auslandische Mandanten in allen Bereichen des deutschen und europaischen Energierechts. Dr. Gabler verfugt uber umfang- reiche Erfahrung sowohl im Energievertragsrecht als auch bei der Planung und ver — traglichen Ausgestaltung von Energieprojekten (Kraftwerksbau, Contracting). Ein wesentlicher Schwerpunkt seiner Tatigkeit liegt im Bereich erneuerbarer Energien bei der Begleitung von Wind-, Photovoltaik — und Biomassekraftwerken. Dabei berat er alle Projektvertrage (Errichtung, Betriebsfuhrung, Netzanschluss) sowie zu den regulatorischen Rahmenbedingungen (Vergutungsanspruche, Direktvermarktung, Abwicklung des Belastungsausgleichs).

RWP Rechtsanwalte GbR, Dusseldorf, Deutschland; E-Mail: a. gabler@rwp. de

Prof. Dr. Jutta Geldermann

Prof. Dr. Jutta Geldermann ist Inhaberin der Professur fur Produktion und Logistik an der Georg-August-Universitat Gottingen seit 2006. Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Deutschen Bank AG studierte sie Wirtschaftsingenieurwesen an der Universitat Karlsruhe (TH). Ihre Promotion zum Thema „Multikriterielle Entscheidungsunterstutzung zur integrierten Technikbewertung in der Eisen — und Stahlindustrie“ erstellte sie ebenso wie ihre Habilitation am Institut fur Industrie — betriebslehre und Industrielle Produktion (IIP) und am Deutsch-Franzosischen Institut fur Umweltforschung (DFIU/IFARE) an der Universitat Karlsruhe (TH) (jetzt KIT — Karlsruher Institut fur Technologie). Prof. Geldermann leitet die Arbeitsgruppe „Entscheidungstheorie und — praxis“ der Gesellschaft fur Operations Research. Sie ist Grundungsmitglied des Energie-Forschungszentrums Nieder — sachsen (EFZN), Goslar, und Leiterin des Forschungsbereichs „Energiewirtschaft“.

Georg-August-Universitat Gottingen, Deutschland; E-Mail: geldermann@wiwi. uni-goettingen. de

Dr. Thorsten Gottwald

Dr. Thorsten Gottwald vertritt seit 1991 okologisch orientierte Verbande bei der Beteiligung an Gesetzesvorhaben. Seit 2002 befasst er sich als Rechtsanwalt und seit 2006 als Partner der Kanzlei Luther Nierer Rechtsanwalte Partnerschaft mit der kompletten juristischen Beratung von Unternehmen und Privatpersonen im Bereich erneuerbare Energien. Dr. Gottwald bietet mit seinem Team aus spezialisierten Kolleginnen und Kollegen eine umfassende Beratung in allen Rechtsfragen an, insbesondere Vertragsprufung und — gestaltung, Genehmigungsverfahren, Ener — giesteuerrecht und Interessenvertretung gegenuber Netzbetreibern. Ziel sind die Optimierung des gesamten Projekts und die konsequente Minimierung der Risiken. Seine Mandanten haben insbesondere im Bereich Biogaseinspeisung in Deutsch­land einen sehr hohen Marktanteil.

Luther Nierer, Berlin, Deutschland; E-Mail: dr. thorsten. gottwald@luthernierer. com

Matthias Grotsch

Matthias Grotsch ist Bankbetriebswirt (Frankfurt School of Finance & Manage­ment) und bei der Sparkasse Holstein in Bad Oldesloe tatig. Nach uber zwolf Jahren Tatigkeit bei der HSH Nordbank AG (vormals LB Kiel) in den Bereichen Corporates und Kreditrisikomanagement, wo er sich neben betriebswirtschaftlichen Fragestel- lungen schwerpunktmahig mit cashflowbasierten Projektfinanzierungen im Bereich Windkraft und Solar und der Mitentwicklung von Finanzierungsstandards in diesen Segmenten beschaftigt hat, wechselte er 2010 als Projektfinanzierer zur Hofkontor AG in Budelsdorf in die Branche der erneuerbaren Energien. Seit 2012 ist er als Spezialkundenbetreuer bei der Sparkasse Holstein tatig.

Sparkasse Holstein, Bad Oldesloe, Deutschland; E-Mail: matthias. grotsch@ sparkasse-holstein. de

Dr. Michael Harig

Dr. Michael Harig arbeitet seit 2001 bei der Marsh GmbH, Dusseldorf, und ist dort Leiter des Branchenteams Power Deutschland und Osterreich. Ein Schwer — punkt seiner Tatigkeit ist das Risiko — und Versicherungsmanagement (Vertrag und Schaden) auf nationaler und internationaler Ebene mit den Branchenschwerpunkten konventionelle und erneuerbare Energien sowie offentliche Ver — und Entsorgung. Dumber hinaus begleitet er Projekte zur Risk & Insurance Due Diligence.

Marsh GmbH, Dusseldorf, Deutschland; E-Mail: michael. haerig@marsh. com

Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt

Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt leitet seit 2006 das Institut fur Umwelttechnik und Energiewirtschaft (IUE) der Technischen Universitat Hamburg-Harburg. Von 2008 bis 2010 war er zusatzlich wissenschaftlicher Geschaftsfuhrer des Deutschen BiomasseForschungsZentrums (DBFZ) in Leipzig und zuvor Geschaftsfuhrer des Instituts fur Energetik und Umwelt (IE) gemeinnutzige GmbH. Davor leitete er von 1993 bis 2000 die Abteilung „Neue Energietechnologien und Technikanalyse“ (NET) am IER der Universitat Stuttgart, wo er sich auch auf dem Gebiet der regenerativen Energien habilitierte. 1992 bis 1993 leitete er die Abteilung „Umwelt und Energie“ beim KTBL in Darmstadt. Davor absolvierte er an der Technischen Universitat Clausthal ein ingenieurwissenschaftliches Studium und promovierte an der Universitat Stuttgart auf dem Gebiet der regenerativen Energien.

Technische Universitat Hamburg-Harburg, Deutschland; E-Mail: kaltschmitt@tu- harburg. de

Dr. Jorn Kassow

Dr. Jorn Kassow ist Rechtsanwalt und Local Partner der internationalen Sozietat White & Case LLP. Er berat Mandanten auf dem Gebiet des Offentlichen Rechts. Seine Tatigkeitsschwerpunkte liegen insbesondere im Planungs-, Genehmigungs — und Umweltrecht. Er weist umfangreiche Erfahrung in der rechtlichen Begleitung von Grofiprojekten verschiedenster Art wie energiewirtschaftlichen Vorhaben (z. B. konventionellen Kraftwerken oder Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien), Einkaufszentren oder grofiflachigen Freizeit — und Tourismusprojekten auf. Dr. Jorn Kassow verfugt uber Prozesserfahrung in samtlichen Instanzen der Verwaltungs — gerichtsbarkeit. Er ist seit 2005 als Rechtsanwalt bei White & Case tatig.

White & Case, Hamburg, Deutschland; E-Mail: jkassow@whitecase. com

Dipl.-Ing. Benjamin Klausing

Herr Dipl.-Ing. Benjamin Klausing studierte von 2005 bis 2009 an der Technischen Universitat in Dresden Abfallwirtschaft und Altlasten. Von 2010 bis 2011 arbeitete er im Institut fur Umwelttechnik und Energiewirtschaft an der Technischen Univer­sitat Hamburg-Harburg.

Technische Universitat Hamburg-Harburg, Deutschland

Dr. Jan Liebetrau

Dr. Jan Liebetrau arbeitet am Deutschen BiomasseForschungszentrum gemeinnutzige GmbH (DBFZ) als Bereichsleiter des Bereiches Biochemische Konversion. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens in Weimar schloss sich ein Promotions — stipendium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt an. Nach erfolgreichem Abschluss im Jahre 2006 folgte ein Forschungsaufenthalt am Alberta Research Council, Alberta, Canada. Seit 2008 arbeitet Jan Liebetrau am DBFZ, aktuelle Schwerpunkte liegen im Bereich Emissionsmessungen auf Biogasanlagen, Pro — zessmodellierung und Prozessregelung sowie der Behandlung problematischer Substrate.

Deutsches BiomasseForschungsZentrum, Leipzig, Deutschland

Dr. Gert Morscheck

Dr. Gert Morscheck ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl fur Abfall — und Stoffstromwirtschaft an der Agrar — und Umweltwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Rostock.

Universitat Rostock, Deutschland

Prof. Dr. Michael Nelles

Prof. Dr. Michael Nelles leitet seit 2006 den Lehrstuhl Abfall — und Stoffstrom­wirtschaft und ist derzeit Prodekan an der Agrar — und Umweltwissenschaftlichen

Fakultat der Universitat Rostock. Nach dem Studium der Umwelttechnik mit Schwerpunkt Abfallwirtschaft an der TU Berlin waren die Montanuniversitat Leoben (wissenschaftlicher Mitarbeiter), Ingenieurburo (TBUS bzw. INTUS) und die Hochschule fur Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Gottingen die wesentlichen beruflichen Stationen. Ein Arbeitsschwerpunkt in den letzten 18 Jahren war und ist die stoffliche und energetische Verwertung von organischen Abfallen und Reststoffen, wobei die Biogastechnik eine besondere Rolle spielt. Er engagiert sich in zahlreichen wissenschaftlichen Beiraten von einschlagigen For — schungsinstitutionen (z. B. DBFZ), Fachverbanden (z. B. BBE, ASA) sowie als Mitveranstalter von nationalen und internationalen Fachtagungen (z. B. Rostocker Bioenergieforum, VENICE).

Universitat Rostock, Deutschland

Dipl.-Ing. Saskia Oldenburg

Frau Dipl.-Ing. Saskia Oldenburg studierte von 2003 bis 2009 an der Technischen Universitat Hamburg-Harburg Energie — und Umwelttechnik. Seit 2010 arbeitet sie im Institut fur Umwelttechnik und Energiewirtschaft an der TUHH und schreibt ihre Dissertation zum Thema „Anaerobe Fermentation von Mischgrun“.

Technische Universitat Hamburg-Harburg, Deutschland; E-Mail: saskia.

oldenburg@tu-harburg. de

Dr. Sophie Oldenburg

Dr. Sophie Oldenburg ist als Rechtsanwaltin fur Luther Nierer Rechtsanwalte Part — nerschaft in Berlin tatig. Luther Nierer Rechtsanwalte berat internationale und nationale Projektentwickler, Betreiber, Erwerber und Finanzierer von Erneuerbare — Energien-Projekten. Der Schwerpunkt der Tatigkeit von Dr. Oldenburg liegt in der Beratung bei Fragen zur Planung und Genehmigung von Erneuerbare-Energien — Projekten sowie in der Bewertung von offentlich-rechtlichen Risiken in Projektver — tragen. Sie ist Lehrbeauftragte der Humboldt-Universitat zu Berlin fur offentliches Umwelt — und Planungsrecht.

Luther Nierer, Berlin, Deutschland; E-Mail: sophie. oldenburg@luthernierer. com

Dipl.-Geogr. Nadja Rensberg

Dipl.-Geogr. Nadja Rensberg studierte Geografie an der Universitat Leipzig. Seit 2009 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen BiomasseFor — schungsZentrum gemeinnutzige GmbH (DBFZ) im Bereich Biochemische Kon — version. Ihre Arbeitsbereiche umfassen die Durchfuhrung und Auswertung von Betreiberbefragungen und die Analyse der Entwicklung der Energiebereitstellung aus Biogas.

Deutsches Biomasse Forschungs Zentrum, Leipzig, Deutschland

Sandra Rostek

Sandra Rostek ist seit 2009 bei der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) im Geschaftsbereich regenerative Energien tatig. Seit 2011 verantwortet sie als Pro — jektleiterin Kampagnen und Projekte im Bereich der Bioenergie, wie z. B. die Ini­tiative „biogaspartner“, die 60 Akteure rund um die Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz bundelt und in ihren Aktivitaten zur Beflugelung der Marktentwicklung der Erzeugung und Nutzung des Energietragers Biomethan unterstutzt.

Deutsche Energie-Agentur, Berlin, Deutschland; E-Mail: rostek@dena. de

Meike Schmehl

Dipl.-Geookol. Meike Schmehl studierte Geookologie an der Technischen Univer­sitat Braunschweig. Seit 2007 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Pro- fessur fur Produktion und Logistik der Universitat Gottingen. Ihre Arbeitsbereiche umfassen die Okobilanzierung und die Mehrzielentscheidungsunterstutzung bezug — lich nachwachsenden Rohstoffen.

Georg-August-Universitat Gottingen, Deutschland

Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin

Prof. Dr.-Ing. Frank Scholwin ist Ingenieur fur Landeskultur und Umweltschutz (Universitat Rostock) mit den Schwerpunkten Wasserversorgung und Abfallwirt- schaft. Er promovierte im Bereich Abfallwirtschaft an der Bauhaus-Universitat Weimar und leitete am Deutschen BiomasseForschungsZentrum gGmbH (vor deren Grundung 2008 dem fruheren Institut fur Energetik und Umwelt) seit 2004 den Bereich Biogastechnologie. Er wurde 2009 zum Honorarprofessor Bioenergie/ Biogas an die Universitat Rostock berufen und ist seit Januar 2011 wissenschaftlicher Geschaftsfuhrer des Deutschen BiomasseForschungsZentrums.

Deutsches BiomasseForschungsZentrum, Leipzig, Deutschland; E-Mail: frank. scholwin@dbfz. de

Dr. Andrea Schuch

Dr. Andrea Schuch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl fur Abfall — und Stoffstromwirtschaft an der Agrar — und Umweltwissenschaftlichen Fakultat der Universitat Rostock.

Universitat Rostock, Deutschland

Dr. Britt Schumacher

Dr. Britt Schumacher studierte Landeskultur und Umweltschutz an der Univer­sitat Rostock und Abfallwirtschaft an der FH Nordostniedersachsen in Suderburg. Sie arbeitete als Projektingenieurin im Siedlungswasserbau sowie im Abfall — und Stoffstrommanagement. Sie promovierte zum Thema „Untersuchungen zur Auf- bereitung und Umwandlung von Energiepflanzen in Biogas und Bioethanol“ an der

Landesanstalt fur Landwirtschaftliches Maschinen — und Bauwesen an der Univer — sitat Hohenheim in Stuttgart. Sie ist seit 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Biochemische Konversion am Deutsches BiomasseForschungsZentrum gemeinnutzige GmbH (DBFZ) in Leipzig.

Deutsches BiomasseForschungsZentrum, Leipzig, Deutschland; E-Mail: britt. schumacher@dbfz. de

Kerstin Semmler

Kerstin Semmler, Rechtsanwaltin; Studium der Rechtswissenschaften an der Uni — versitat des Saarlandes, Leiterin des Rechtsbereichs der Amprion GmbH seit 1. Januar 2012. Zuvor war sie knapp vier Jahre Rechtsanwaltin und Counsel bei Clif­ford Chance, Partnerschaftsgesellschaft von Rechtsanwalten, in Dusseldorf mit den Beratungsschwerpunkten im Energiewirtschafts — und Energieumweltrecht (hierbei insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien). Vor ihrer Beratungstatig- keit war sie mehr als sechs Jahre in verschiedenen Positionen fur die Energiewirt — schaft im Bereich erneuerbare Energien tatig. Sie hat in den letzten Jahren mehrere Publikationen zu verschiedenen energierechtlichen Themenkomplexen veroffent — licht.

Amprion GmbH, Dortmund, Deutschland; E-Mail: kerstin. semmler@amprion. net

Dr. Florian-Alexander Wesche

Dr. Florian-Alexander Wesche ist seit 2004 Rechtsanwalt und Local Partner der internationalen Sozietat White & Case LLP. Vor seinem Eintritt bei White & Case im Jahre 2008 war er unter anderem in einer anderen fuhrenden Energierechtspraxis einer internationalen Sozietat. Zwischenzeitlich absolvierte er ein Secondment bei einem der weltweit grofiten Energieunternehmen. Dr. Wesche berat in allen Fragen des Energiewirtschaftsrechts und verfugt uber besondere Erfahrungen im Bereich der Gaswirtschaft und bei Pipeline — und Kraftwerksprojekten. Seine Schwerpunkte liegen unter anderem im Bereich der deutschen und europaischen Gasnetzzugangs — regulierung, Beratung bei Erneuerbare-Energien-Projekten sowie der Gestaltung und Verhandlung von (Preis-)Anpassung von Energieliefervertragen.

White & Case, Dusseldorf, Deutschland; E-Mail: fwesche@duesseldorf. whitecase.

com

Fazit

Die Erzeugung und Nutzung von Biogas und Biomethan hat in Deutschland bislang eine Erfolgsgeschichte geschrieben. In der vergangenen Dekade hat sich diese Tech- nologie zu einem festen Bestandteil im deutschen Energiemix entwickelt. Flankiert durch das EEG sowie weitere gesetzliche Impulse sind die Anlagenzahlen sowie die installierte Leistung kontinuierlich, teilweise sogar in beeindruckendem Mafie, angestiegen. Damit einhergegangen ist auch die Etablierung einer florierenden, mittelstandisch gepragten Branche. Die kunftigen Kapitel der Marktentwicklung werden wesentlich bestimmt sein von der fortschreitenden Integration von Biogas und Biomethan in das Gesamtsystem der Energieversorgung in Deutschland im Zuge der Energiewende. Dies umfasst nicht nur den Ausbau der Erzeugungs — kapazitat und die Integration selbiger in das System, sondern auch die umsichtige Weiterentwicklung der Anforderungen an die Nachhaltigkeit, um negative Begleit — erscheinungen im Bereich des Umwelt — und Naturschutzes zu verhindern und Akzeptanz gegenuber der Technologie durch die Bevolkerung sicherzustellen. Das EEG 2012 hat in dieser Hinsicht die Weichen gestellt und wird voraussichtlich Impulse fur einen moderaten, aber kontinuierlichen weiteren Ausbau von Biogas und Biomethan geben. Daruber hinaus stehen weitere Impulse fur die Marktent — wicklung im Warmemarkt sowie im Kraftsektor zu erwarten. Nicht zuletzt liegt die Zukunft fur Biogas und Biomethan auch im europaischen Binnenmarkt.

Literatur

BMU: Erneuerbare Energien in Zahlen — Nationale und internationale Entwicklung. Berlin (2011a) BMU: Erfahrungsbericht 2011 zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Erfahrungsbericht).

http://www. bmu. de/emeuerbare_energien/downloads/doc/47476.php (2011b)

BMWi/BMU: Energiekonzept fur eine umweltschonende, zuverlassige und bezahlbare

Energieversorgung, Fassung vom 28.09.2010. http://www. bmwi. de/BMWi/Navigation/ Energie/Energiepolitik/energiekonzept. html (2010)

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena): Exporthandbuch Biogasmarkt International. Berlin

(2009)

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena): Biomethan im KWK — und Warmemarkt. Status Quo, Potenziale und Handlungsempfehlungen fur eine beschleunigte Marktdurchdringung. Berlin

(2010)

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena): Das Biogasregister Deutschland. Berlin (2011b) Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena): Erdgas und Biomethan im kunftigen Kraftstoffmix. Berlin (2011c)

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena): biogaspartner — gemeinsam einspeisen. Markt, Technik und Akteure der Biogaseinspeisung in Deutschland und Europa. Berlin (2011a)

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena): Biomethan als Kraftstoff: Quotenubertragung. Berlin (2011d)

Deutsche Energie-Agentur GmH (dena): Marktentwicklung in Deutschland. www. biogaspartner de (2012)

EurObserv’ER, Observatoire des energies renouvelables: Biogas Barometer, 2010, http://www. eurobserv-er. org/downloads. asp (2011)

Fachverband Biogas e. V.: Biogas Branchenzahlen 2010, Stand 06/2011. http://www. biogas. org/ edcom/webfvb. nsf/id/DE_Branchenzahlen (2011a)

Fachverband Biogas e. V.: Veranstaltungsanalyse Biogas 2011. http://www. biogastagung. org/de/ (2011b)

Gesetz zur Anderung der Forderung von Biokraftstoffen (BioKraftFAndG): Fassung vom 15.07.2009. http://www. biogaspartner. de/index. php? id=11875&L=0&fs=0%27%3Fiframe%3 Dtrue (2009)

Gesetz zur Forderung Erneuerbarer Energien im Warmebereich (Erneuerbare-Energien — Warmegesetz — EEWarmeG): Fassung vom 01.05.2011. http://www. biogaspartner. de/index. php? id=10229 (2011)

Gesetz fur den Vorrang Erneuerbarer Energien (Erneuerbare-Energien-Gesetz — EEG): Fassung vom 04.08.2011. http://www. biogaspartner. de/index. php? id=10078 (2011)

Nikionok-Ehrlich, A.: Stiefkind. Die Kraft-Warme-Kopplung bleibt hinter den Erwartungen zuruck. Erneuerbare Energien 10/2011, 16-18 (2011)

Richtlinie 2009/28/EG des Europaischen Parlaments und des Rates zur Forderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, Fassung vom 23.04.2009. http://www. erneuerbare- energien. de/inhalt/44741/46475/ (2009)

Thran, Daniela et al.: DBFZ Report Nr. 4, Leipzig (2011)

TNS Infratest/Agentur fur Erneuerbare Energien: Umfrage: Burger befurworten Energiewende und sind bereit, die Kosten dafur zu tragen, 29.08.2011. http://www. unendlich-viel-energie. de/ de/detailansicht/article/4/umfrage-buerger-befuerworten-energiewende-und-sind-bereit-die- kosten-dafuer-zu-tragen. html (2011)

Verordnung uber den Zugang zu Gasversorgungsnetzen (Gasnetzzugangsverordnung — GasNZV): Fassung vom 03.09.2010. http://www. biogaspartner. de/index. php? id=10141&L=axdixyfwre% 2F%2Findex. php%3Foption%3Dcom_google (2010)

Zusammenfassende Wurdigung der Einzelrisiken

Wahrend wir bislang die Risiken und die Risikoinstrumente isoliert betrachtet haben, mussen diese in der Finanzierungspraxis hinsichtlich ihrer gesamten Wirkung auf das Projekt analysiert und bewertet werden. Dies erfolgt im Rahmen der Risikoquantifizierung des Projektes uber ein Cashflow-Modell. Das Cashflow — Modell dient dabei der Entwicklung einer projektbezogenen Finanzierungsstruktur, die unter der Berucksichtigung eines zu definierenden Sicherheitsabschlages so auszugestalten ist, dass die bankseitigen Anforderungen fur die Gewahrung einer Projektfinanzierung uber die gesamte Finanzierungslaufzeit stets erfullt werden konnen.

Aus Grunden der mangelnden Quantifizierbarkeit der nach Anwendung von Risikoinstrumenten verbleibenden Einzelrisiken wird von den Banken ein pauschaler Sicherheitsabschlag anhand von Erfahrungswerten aus dem jeweiligen Anwendungsgebiet festgelegt. Der Sicherheitsabschlag fur ein konkretes Projekt kann in seiner Hohe folglich von Bank zu Bank unterschiedlich bemessen sein. Letztlich folgt dieser Risikoabschlag dem Ergebnis einer Simulationsrechnung, die — zumeist basierend auf einer Simulationsrechnung — wesentliche Einflussfaktoren variiert und zu einer komprimierten Risikobewertung gelangt.

Den Untersuchungen in dieser Arbeit soll ein Sicherheitsabschlag von 20 % auf den geplanten Jahresenergieertrag zu Grunde gelegt werden. Dieser Abschlag wird als ausreichend angesehen, um auch das kombinierte Eintreten von Einzelrisiken bei dem betrachteten Projekt Pleasant Valley (s. Abschn. 5.2) realistisch abbilden und auffangen zu konnen.

Einleitung: Zukunftsperspektiven und Herausforderungen des Biogas-Marktes

Sandra Rostek

Die energetische Nutzung von Biomasse bewegt sich im internationalen Spannungs — feld unterschiedlicher Politikbereiche. Im Wesentlichen lassen sich die Ziele, die mit dem Ausbau der Bioenergie verknupft werden, in die Bereiche Energiepolitik, Umweltpolitik, Agrarpolitik und Wirtschaftspolitik einordnen. Energiepolitische Zielstellungen umfassen dabei international betrachtet hauptsachlich Aspekte der Versorgungssicherheit und der Gesundheit durch Reduktion von Emissionen. Umweltpolitische Parameter mit Bezug zur Bioenergie sind unter anderem Klima, Biodiversitat und der Erhalt bzw. die Entwicklung landlicher Raume. LetztererAspekt ist auch ein Ziel der Agrarpolitik; insbesondere in Armuts — und Schwellenlandern zu erganzen um Armutsbekampfung im landlichen Raum. Der Fokus der Wirtschafts­politik schliefilich liegt auf der der Forderung und dem Export von Rohstoffen und innovativen Technologien. Die einzelnen Aspekte und Ziele werden von Land zu Land unterschiedlich gewichtet und konnen sich im Zusammenspiel teilweise erganzen, aber auch in konkurrierender Weise beeinflussen (DBFZ 2011, S. 5-7). Wer sich also mit der Frage nach Zukunftsperspektiven und Herausforderungen im Bereich der Biogaserzeugung und — nutzung beschaftigt, der sollte den Kontext, in den diese eingebettet ist, stets mit berucksichtigen. So kommt etwa der Zielstellung der Versorgungssicherheit in nahezu allen Nationen eine zentrale Rolle zu, wahrend klimapolitische Ziele in besonderem Mafie in der Europaischen Union formuliert und mithilfe entsprechender Umsetzungsinstrumente implementiert werden, wie beispielsweise der EU Directive 2009/28/EG. Die EU hat sich bis 2020 zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen um mindestens 20 % zu senken, den Energie- verbrauch durch Energieeffizienz-Mafinahmen um 20 % zu verringern und 20 % des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken (EU Directive 2009/28/EG).

Auf dieser Grundlage sollen die erneuerbaren Energien zukunftig auch in Deutschland einen zentralen Beitrag zu der Energieversorgung ubernehmen. Ihr Anteil soll bis 2020 auf mindestens 35 % der Stromversorgung, 14 % der War — mebereitstellung und 10 % des Kraftstoffverbrauches erhoht werden. Bis 2020 sollen auch die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 40 % verringert werden.

Deutschland hat daruber hinaus weitere Zielstellungen formuliert: „Die Sicher — stellung einer zuverlassigen, wirtschaftlichen und umweltvertraglichen Energiever­sorgung ist eine der grofiten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts“, so heifit es

J. Bottcher, Management von Biogas-Projekten,

DOI 10.1007/978-3-642-20956-7_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
im ersten Satz des Energiekonzepts der Bundesregierung, vorgelegt vom Bundesmi — nisterium fur Wirtschaft und Technologie und dem Bundesministerium fur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit am 28. September 2010 (BMWi/BMU, 2010). Bei der Beantwortung der Frage nach Zukunftsperspektiven und Herausforderun­gen des Biogasmarkts, der auf den folgenden Seiten nachgegangen werden soll, bietet bereits dieser erste Satz eine wesentliche Orientierungshilfe: sicher, bezahlbar und umweltfreundlich soll sie also sein, die Energie der Zukunft in Deutschland. Das mit diesen drei Eckpfeilern formulierte Zieldreieck ist der Rahmen, in dem sich der Ausbau der regenerativen Energien in Deutschland in den kommenden Jahren und Jahrzehnten bewegen wird. Auch fur den Biogasmarkt sind diese drei Aspekte somit die Mafigabe und die Messlatte der kunftigen Marktentwicklung und sollen bei der Analyse der Zukunftsperspektiven und Herausforderungen im Rahmen die­ses Beitrags herangezogen werden.

Projektfinanzierung eines Biogas-Projektes

Jorg Bottcher

2.1 Einleitung

Die International Energy Agency (IEA) prognostiziert in einer ihrer Studien (World Energy Outlook 2009), dass der weltweite primare Energiebedarf zwischen 2007 und 2030 mit einer jahrlichen Wachstumsrate von 1,5 % ansteigen wird, wobei Asien und der Mittlere Osten Haupttrager des Bedarfs sein werden. Die Strom — nachfrage wird im gleichen Zeitraum sogar um 2,5 % ansteigen. Dieser erwartete Energiebedarf lasst sich nur dann decken, wenn auch hinreichende Finanzierungs — mittel zur Verfugung stehen, was vor dem Hintergrund der noch nicht ganzlich aus — gestandenen Finanzkrise eine Herausforderung sein wird. Die IEA sieht bis 2030 einen kumulierten Kapitalbedarf von etwa 26 Billionen USD, wobei etwa die Halfte der Investitionen in Entwicklungslandern benotigt wird. Im gleichen Zeitraum steigen die CO2-Emissionen — ohne einen Politikwechsel — ebenfalls mit einer jahr­lichen Wachstumsrate von 1,5 % an mit den vielfach beschriebenen Folgen fur das globale Klima. Um den Temperaturanstieg unter 2 °C zu begrenzen, bedarf es erheblicher politischer Anstrengungen und umfangreicher Investitionen in umwelt — vertragliche Energietrager. Der Stern-Report hat daruber hinaus deutlich gemacht, welche weltweiten okonomischen Folgen sich aus dem Klimawandel ergeben: Die jahrlichen Kosten entsprechen, sofern nicht gehandelt wird, einem jahrlichen Ver — lust zwischen 5 % bis 20 % des globalen Bruttoinlandsprodukts, wobei Entwick — lungs- und Schwellenlander noch wesentlich harter betroffen sein konnen.

Die genannten Aspekte umreifien das politische Spannungsfeld der Energie — politik, die eine langfristige Versorgungssicherheit zu akzeptablen Preisen und oko — logisch vertraglichen Rahmenbedingungen sicherstellen will. Erneuerbaren Ener — gien kommt in diesem Umfeld eine hohe Bedeutung zu, da sie benotigt werden, um den Treibhauseffekt moglichst klein zu halten. Wahrend bestimmte Formen — wie Wasserkraft, Onshore-Windenergie, Photovoltaik und Biogas — mittlerweile als etablierte Technologien angesehen werden konnen, befinden sich andere Tech — nologien — wie Offshore-Windenergie und Solarthermie — in einer fruhen Markt — phase, die aber gleichwohl erhebliches Ausbaupotenzial versprechen.

Im Rahmen dieser Monographie soll untersucht werden, welche Rah­menbedingungen bei der Realisierung von Biogas-Vorhaben in Form einer Projekt — finanzierung zu beachten sind. Dies verlangt, wie im Vorwort beschrieben, eines

J. Bottcher, Management von Biogas-Projekten,

DOI 10.1007/978-3-642-20956-7_2, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 17

image010

Abb. 2.1 Prognose der globalen installierten Stromerzeugung in TWh pro Jahr

abgestimmten Vorgehens von Spezialisten aus den Bereichen Recht, Technik und Wirtschaft, was sich hier in einer Aufteilung in drei entsprechende Themenblocke widerspiegelt.

In der Einleitung hat Sandra Rostek skizziert, welche Zukunftsperspektiven die Biogas-Branche hat und vor welchen Herausforderungen sie steht. In diesem Ubersichtskapitel beschreibt Jorg Bottcher die wesentlichen Aspekte einer Projekt­finanzierung und leitet dabei auf die einzelnen Fachkapitel uber.

Im rechtlichen Teil stellen Dr. Andreas Gabler, Dr. Florian-Alexander Wesche und Dr. Jorn Kassow dar, wie das deutsche Regulierungssystem hinsichtlich Genehmigung, Vergutungssystem und Netzzugang strukturiert ist. Kerstin Semmler beleuchtet im Anschluss zwei wesentliche Projektvertrage, den Generalunternehmer — vertrag und den Biomasseliefervertrag, die fur die rechtliche Strukturierung und wesentliche Teile der Risikoallokation essentiell sind. Dr. Thorsten Gottwald und Dr. Sophie Oldenburg beleuchten einzelne rechtliche Teilaspekte und Fallstricke, die bei der Realisierung von Biogas-Projekten zu beachten sind. Abgeschlossen wird dieser erste Block mit dem Beitrag von Dr. Swantje Eigner-Thiel, Prof. Dr. Jutta Geldermann und Meike Schmehl, die die wesentlichen sozialen Aspekte einer Biomassenutzung aufgreifen und angemessene Losungsmoglichkeiten prasentieren.

Im technischen Teil stellen Dr. Britt Schumacher und Prof. Dr. Frank Schol — win dar, welche Aspekte bei der Biomassebeschaffung und Biomasseaufbereitung zu berucksichtigen sind. Saskia Oldenburg, Prof. Dr. Martin Kaltschmitt et al. beschreiben die technischen Aspekte einer Biogas-Anlage. Kai Basedow beschreibt, wie der Fertigstellungsprozess eines Biogasprojektes gemanagt werden kann. Matthias Grotsch untersucht die Ausgestaltung der Beschaffungsseite eines Biogasprojektes. Damit werden im Technik-Teil die Aspekte dargestellt, die fur die

Beurteilung der langfristigen Geeignetheit der Technik und der Steuerung der Stoff — strome relevant sind.

Im wirtschaftlichen Teil wird auf den Ergebnissen der rechtlichen und tech — nischen Darstellung aufgesetzt, die um verschiedene, komplementare wirt — schaftliche Teilaspekte erganzt werden. Dem Thema Versicherung wird mit der Darstellung gewerblicher Versicherungen (Dr. Michael Harig) umfangreich Raum gegeben. Jorg Bottcher gibt Hinweise zur Optimierung der Finanzierungsstruktur.

Ein Blick auf die bisherige Entwicklung von Biogasanlagen in Deutschland zeigt ein aufierordentlich dynamisches Wachstum insbesondere in den letzten zehn Jahren (s. Abb. 1.2). Fragt man nach den Grunden fur die ausgepragte Erfolgsstory bei der Biogasnutzung, so wird man Folgendes festhalten konnen: Insbesondere die relativ niedrigen Stromgestehungskosten begunstigen die Finanzierbarkeit von Biogas-Projekten. Hinzu kommt die Speicherbarkeit von Biogas, aus der sich die alternativen Moglichkeiten der Grundlastfahigkeit als auch ein nachfrageorientierter Einsatz in der Spitzenlast ableiten. Grundsatzlich resultiert hieraus ein Risikoprofil, das Biogas fur eine Projektfinanzierung attraktiv macht. Und nicht zuletzt hat der Gesetzgeber seit der Einfuhrung des EEG Anreize gesetzt, die das Wachstum der Branche uberhaupt erst ermoglicht haben.

Den Vorteilen der Biogasnutzung stehen einige Nachteile entgegen: Zunachst ist Biomasse ein begrenzter Rohstoff, um den ein Wettbewerb fur andere Ver — wendungszwecke besteht, der zu Nutzungskonflikten fuhren kann. Weiter besteht ein „Warmedilemma“: Im Sommer haben die Kraftwerksbetreiber kaum die Moglichkeit, Warme zu verkaufen, was ihre Wirtschaftlichkeit senkt. Schliefilich ist die Steuerung der Stoffstrome und das Management der Biologie eine komplexe Aufgabe, die viel Erfahrung und technisches Know-how verlangt.

Eine weitere dynamische Entwicklung der Biogas-Branche erscheint nur dann moglich, wenn eine Kontinuitat und Planbarkeit der staatlichen Fordersysteme erhalten bleibt. Diese Entwicklung ist auch wunschenswert, weil Biogas eine dezentrale, kostengunstige und grundlastfahige Erzeugungsform der erneuerbaren Energien darstellt.

Der Anteil des Stromverbrauchs, der durch Biogas abgedeckt wird, lag im Jahr 2010 in Deutschland bei etwa 2,1 %’.

Regelmafiig werden Biogasvorhaben in Form einer Projektfinanzierung realisiert, da fur die Sponsoren eine Haftungsbeschrankung erreicht werden kann. Dies gelingt aber nur, wenn die vom Projekt generierten Cashflows als so stabil und vorhersagbar angesehen werden konnen, dass auf eine Mithaft der Initiatoren uber die gesamte Projektdauer verzichtet werden kann. Welche methodischen Besonderheiten bei einer Projektfinanzierung dabei zu beachten sind, stellen wir im Abschn. 2.2 vor. [1]

Entwicklung einer Finanzierungsstruktur aus dem bisherigen Risikomanagement

2.5.1 Grundsatzliche Uberlegungen

Im Anschluss an die Prozessstufen Risikoidentifikation und Risikoallokation schliefit sich die Risikoquantifizierung an, die auch eine Uberprufung der Wirtschaftlich — keit darstellt. Hierzu werden die monetaren Konsequenzen der vertraglichen und gesetzlichen Grundlagen eines Projektes uber ein Cashflow-Modell abgebildet und mit Blick auf mogliche Anderungen des Planablaufs untersucht. Dabei endet die

image025

Abb. 2.9 DSCR eines Biogas-Projektes bei verschiedenen Parameteranderungen

Risikoquantifizierung im Regelfall nicht mit einer statischen Cashflow-Bewertung, sondern wird um ein Rating-Tool erganzt, das uber Simulationsrechnungen ver — schiedene Umweltszenarien abbildet und zu einer Risikoeinschatzung des Vor — habens gelangt.

Das Cashflow-Modell eines Projektes ist aber nicht nur fur die Kreditgeber von herausragender Bedeutung, sondern auch fur die Investoren eines Projektes. Beide Kapitalgebergruppen sind gleichermaben am Erfolg eines Vorhabens interessiert, wobei sie allerdings unterschiedliche Anspruchsebenen und Anspruchsgrund — lagen haben. Wahrend die Fremdkapitalgeber einen erfolgsunabhangigen und fixen Anspruch auf Bedienung des Kapitaldienstes aus dem Projekt haben, erheben die Eigenkapitalgeber einen erfolgsabhangigen und damit variablen Anspruch auf den verbleibenden freien Cashflow. Das methodische Werkzeug, mit dem beide Gruppen ein Vorhaben beurteilen, ist ein projektspezifisches Cashflow-Modell.

Allerdings markiert das Cashflow-Modell noch nicht den Endpunkt der wirt — schaftlichen Betrachtung der Kreditgeber. In einem nachsten Schritt geht es darum, eine Simulationsrechnung des Cashflow-Verlaufs vorzunehmen, die daruber informiert, wie sich das Projekt unter einer Vielzahl von moglichen Umwelt­szenarien entwickeln kann. Das Ergebnis dieser Simulationsrechnungen ist eine Ratingeinschatzung, die eine Risikokategorie ausweist und damit uber die Risiko — pramie die Zinskosten bestimmt und somit auch die Finanzierungsstruktur mab — geblich beeinflusst. Damit geht es in einem zweiten Teil darum herauszuarbeiten, welche quantitativen und qualitativen Faktoren das Rating beeinflussen konnen.

Im Folgenden soll ein Windenergie-Vorhaben mittels einer Analyse seiner Risikopotenziale auf seine Projektfinanzierungsfahigkeit hin untersucht werden. Da die Auspragung der Projektrisiken in grobem Mabe von dem jeweiligen Finanzierungsobjekt abhangt, wird ein Fallbeispiel aus der Praxis betrachtet und bewertet (s. hierzu Abschn. 5.2).

Im Regelfall werden dabei in einem ersten Schritt — ausgehend vom Basisfall — verschiedene, zentrale Cashflow-relevante Parameter verandert und in ihrer Aus — wirkung auf den Cashflow untersucht. Wir stellen im Folgenden nur die zentralen Ergebnisse vor; eine detaillierte Diskussion erfolgt in Abschn. 5.2.

Tab. 2.5 DSCR bei verschiedenen Parameteranderungen aus Sicht der Kapitalgeber

Min. DSCR

0 DSCR

IRR

Sponsors Case

1,05

1,99

24,92 %

Einnahmen bei 97 %:

0,97

1,90

22,05 %

Operative Kosten plus 2,5 %:

0,91

1,88

21,69 %

Kombinationsfall (2 + 3):

0,76

1,79

18,54 %

Erkennbar ist, dass Biogasvorhaben sehr empfindlich auf eine Anderung des Einnahmenniveaus und der Betriebskosten reagieren, wahrend sie gegenuber Anderungen des Zinsniveaus sehr robust sind. Die wesentliche Erklarung fur dieses Risikoprofil liegt in den verhaltnismaBig geringen Kapitalkosten begrundet, die etwa drei Mal geringer sind als bei Solarprojekten, sowie den Betriebskosten, die wiederum etwa drei Mal hoher sind als bei Solarprojekten.

Die eigentliche zusammenfassende Quantifizierung eines Projektrisikos erfolgt uber ein Cashflow-Modell, das neben der Bewertung der Projektrisiken auch eine Optimierung der Finanzierungsstruktur zulasst. Das Cashflow-Modell ist fur die Risikoquantifizierung von zentraler Bedeutung, aber die Risikoquantifizierung endet nicht mit dem Cashflow-Modell. Zusatzlich erfolgen auf Basis des Cashflow — Modells — zumeist separat vorgenommene — Simulationsrechnungen uber ein Rating-Tool, das verschiedene Projektverlaufe bei unterschiedlichen Umwelts — zenarien simuliert und aus Risikosicht der Banken bewertet. Die Simulationsrech­nungen werden dabei im Biogasbereich wesentlich durch die Verfugbarkeit der Eingangsstoffe sowie der prognostizierten Entwicklung der Zinsstrukturkurven beeinflusst. Qualitative Faktoren, wie etwa die Bewertung des Fertigstellungsrisikos und die Erfahrungen des EPC-Contractors, haben gegenuber den quantitativen Fak — toren eine zumeist nachrangige Bedeutung.[16]

Das Cashflow-Modell dient einer ersten Abschatzung der Projektbelastbar — keit und Wirtschaftlichkeit und das Rating-Verfahren ermoglicht es dann, die Robustheit des Cashflow-Verlaufs angesichts verschiedener Umweltveranderungen zu bewerten. Das Rating-Ergebnis korrespondiert mit einer Risikobepreisung. Sofern diese von der im Cashflow-Modell verwandten Risikobepreisung abweicht, die ja zunachst eine SchatzgroBe abbildet, muss das Modell angepasst und die Simulationsrechnung wiederholt werden. Im Bedarfsfall muss dieser Prozess so lange wiederholt werden, bis Cashflow-Modell und Rating-Modell von denselben Annahmen ausgehen. Insofern ist die Cashflow-Modellierung und die Bewertung durch ein Rating-Tool ein iterativer Prozess.

Die Ziele, die mit einem Rating-Tool verfolgt werden, lassen sich wie folgt sub — sumieren:

1. Objektive und standardisierte Risikobeurteilung eines Projektes.

2. Kalkulation eines Gesamtrisikos fur eine Projektfinanzierung — Ermittlung einer

Ausfallwahrscheinlichkeit, die wiederum fur die Risikobepreisung relevant ist.

3. Regulatorische Anforderungen, insbesondere die Kapitaladaquanzanforderungen nach Basel II, konnen eingehalten werden.[17] Das Rating-Tool geht dabei wie folgt vor:

1. Simulation der wesentlichen Risikotreiber unter einem bestimmten Annahmen — Set und unter Berucksichtigung von

2. makrookonomischen Faktoren: Zinssatze, Wechselkurse und Inflationsannahmen sowie

3. branchenspezifischen Annahmen: basierend auf einem Random-Walk-Ansatz, der auf historischen Volatilitaten und Korrelationen basiert.

In diesem Zusammenhang muss aus Rating-Sicht die Volatilitat des Angebots an Biomasse untersucht werden. Diese bezieht sich auf die Teilkomponenten Menge, Preis und Qualitat.

Dabei ergeben sich folgende Empfehlungen fur die Beauftragung von Ertrags — gutachten:

1. Es sollten standortspezifische Gutachten erstellt werden.

2. Des Weiteren sollte der Gutachter explizit angeben, mit welcher Unsicherheit er bei seinem Gutachten rechnet, ansonsten erfolgt auch hier eine „Bestrafung“ des Projekts mit verhaltnismaBig hohen Werten. Ggf. lasst sich auch uber relativ kostengunstige MaBnahmen eine Verbesserung der Prognosequalitat erreichen, etwa dem Einbezug von Daten benachbarter Windparks. Ein Standortbesuch sollte ohnehin Standard sein, um die lokalen Verhaltnisse abschatzen zu konnen. Damit haben wir bereits erste Hinweise zur Verbesserung der Finanzierungs-

struktur gegeben. Dieses Thema werden wir nun etwas systematischer in Abschn. 2.5.2 darstellen.

Biogas, der Joker im Energiemix

Doch zunachst eine Betrachtung der bisherigen Entwicklung des Biogasmarkts und des Status quo. Auf Biogas entfielen im Jahr 2010 bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energietragern mit 13,3 TWh knapp 13 %, wahrend der Anteil bei der regenerativen Warmebereitstellung mit 7,6 GWh ca. 6 % betrug (BMU 2011a).

Der Stellenwert von Biogas innerhalb der erneuerbaren Energietrager ist also bereits heute grofi — zu Recht, denn die Erzeugung und Nutzung von Biogas gehort zu den effizientesten Formen der Energiebereitstellung auf Basis von Biomasse. Effizienz ist gerade im Zusammenhang mit der Erzeugung und Verwertung von Biomasse von grundlegender Bedeutung, denn Biomasse ist eine begrenzt ver — fugbare Ressource, die neben der Erzeugung von Energie vielfaltigen anderen elementaren Zwecken zugefuhrt werden kann. Sie ist fur die Nahrungs — und Fut — termittelproduktion unerlasslich und findet vielfaltigen industriellen Einsatz, wie beispielsweise in der Papier-, Holz — und Mobelindustrie. Die fur die Energieerzeu — gung verbleibende Biomasse ist folglich ein kostbares Gut, das es umsichtig einer moglichst effizienten Nutzung zuzufuhren gilt.

Kaum ein anderer erneuerbarer Energietrager kann so flexibel erzeugt und ver — wertet werden wie Biogas bzw. Biomethan. Da das regenerative Gas grundsatzlich aus allen organischen Verbindungen erzeugt werden kann, ist die genutzte Biomasse entsprechend vielfaltig. Fur die Erzeugung von Biogas speziell geeignet sind eigens angebaute Energiepflanzen, also insbesondere schnell wachsende Pflanzen mit einer hohen Photosyntheserate und einem hohen Methanertragspotenzial. Weit ver — breitete Energiepflanzen in Deutschland sind Mais, Maiswurzelbohrer, Raps, Rog — gen, Zuckerrube oder die Durchwachsene Silphie. Aber auch organische Reststoffe wie Bioabfalle, Gulle, uberlagerte Lebensmittel, Schlachtabfalle und Klarschlamm konnen zu Biogas verarbeitet und somit einer energetischen Nutzung zugefuhrt werden. Durch fermentative Prozesse in der Biogasanlage wird aus dem Substrat ein Gasgemisch, das je nach Substratmix etwa 45-70 % Methan enthalt und einem energetischen Zweck in der Nahe des Erzeugungsorts zugefuhrt werden kann. Als

Ruckstand aus diesem naturlichen Prozess verbleibt ein Garrest, der als wertvoller Wirtschaftsdunger auf den landwirtschaftlichen Nutzflachen ausgebracht wird und den Einsatz von kunstlich hergestellten Dungemitteln reduziert. Die Biogaserzeu — gung stellt somit einen geschlossenen Kreislauf dar. Sie kann daruber hinaus im Unterschied zu anderen erneuerbaren Energietragern kontinuierlich erfolgen und ist weitgehend unabhangig von aufieren Einflussen wie meteorologischen Bedingun — gen. Als Ausgleichsenergie zu den fluktuierenden Energietragern wie Windenergie und Photovoltaik kann Biogas das Energiesystem stabilisieren und gesicherte Leis — tung auf Basis regenerativer Quellen zur Verfugung stellen.

In den letzten Jahren hat sich zudem in Deutschland neben der klassischen Vor — Ort-Erzeugung und Vor-Ort-Verstromung die Aufbereitung von Biogas zu Bio — methan (oder Bioerdgas) und Einspeisung in das Erdgasnetz etabliert. Im Zuge der Aufbereitung wird CO2 abgetrennt und der Methangehalt des Rohgases auf bis zu 98 % angereichert, um als Erdgasaquivalent in das Erdgasnetz eingespeist werden zu konnen. Zur grofitechnischen Anwendung kommen in Deutschland zumeist waschebasierte Verfahren wie die Aminwasche oder druckbasierte Verfahren wie die Druckwechseladsorption oder die Druckwasserwasche. Im internationalen Raum konnen auch Membranverfahren langjahrige Erfahrung vorweisen. Das so aufbereitete Biogas kann als Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist werden und so von dem Ort und der Zeit seiner Erzeugung entkoppelt werden. Durch diesen Schritt eroffnen sich neue Nutzungs — und Speichermoglichkeiten, die bedarfs- gerecht bedient werden konnen.

Biogas bzw. Biomethan stehen prinzipiell drei Anwendungspfade offen: War — meerzeugung, gekoppelte Strom — und Warmeerzeugung in Kraft-Warme-Kopplung sowie als Kraftstoff im Mobilitatssektor. Wie Erdgas kann es zur Warmeversorgung in Industriebetrieben und Haushalten eingesetzt werden. Hierfur bedarf es keiner Anpassung der entsprechenden Endgerate (z. B. Gasbrennwertkessel, Gasherde), da das Biomethan uber die gleichen Brenneigenschaften verfugt wie das Erdgas des lokal vorhandenen Erdgasnetzes.

Fur die Kraft-Warme-Kopplung wird Biomethan in Verbrennungsmaschinen genutzt (Gasmotoren, (Mikro-)Gasturbinen, Sterlingmotoren). Diese erzeugen mechanische Energie und als Nebenprodukt Warme. Die mechanische Energie wird uber Generatoren in elektrische Energie umgewandelt und in das Stromnetz eingespeist. Die entstehende Warme wird zu Heizzwecken genutzt. Die mit Biogas betriebene KWK findet hauptsachlich in Blockheizkraftwerken Anwendung, wobei die anfallende Warmeenergie uber ein Nahwarmenetz genutzt werden kann. Bezo — gen auf die Energieausbeute erzielt die KWK sehr gute Werte, da die bei der Strom — erzeugung prozessbedingt anfallende Warme mit genutzt wird. KWK eignet sich besonders bei Gebauden und Einrichtungen, die uber das Jahr einen hohen War — mebedarf haben wie beispielsweise Schwimmbader, Fabriken oder Krankenhauser.

Schliefilich kann Biomethan auch zur Betankung von Erdgasfahrzeugen genutzt werden. Fahrzeugseitige Umrustungen der Erdgasfahrzeuge sind hierfur nicht erforderlich. Uber die Einspeisung in das Netz wird das Biomethan deutschland — weit verfugbar gemacht und kann uber herkommliche Erdgastankstellen bezogen werden. Im Vergleich zu anderen Biokraftstoffen wie Bioethanol oder Biodiesel

image001

Abb. 1.1 Wertschopfungskette Biomethan. (dena 2011a)

ist Biomethan als hocheffizient einzustufen. Je Hektar Ackerland lasst sich eine ahnlich hohe Reichweite erzielen wie bei Biomass-to-Liquid (BtL)-Kraftstoffen der sogenannten zweiten Generation.

Biogas und Projektfinanzierung

Bioenergie weist von seinen Nutzungsmoglichkeiten, den technischen Verfahrens — schritten und den moglichen Einsatzstoffen eine Vielfaltigkeit und Komplexitat auf, die einzigartig ist im Bereich der erneuerbaren Energien. Dies gilt auch und gerade fur den Bereich von Biogas-Projekten.

RegelmaBig wird Biogas verstromt und uber das EEG gefordert. Oftmals lasst sich die erzeugte Warme nutzen oder an Dritte verkaufen. SchlieBlich kann das erzeugte Biogas auf Grundlage des Erneuerbare-Warme-Gesetz in das Erdgas — netz eingespeist werden. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, was den Erfolg von Biogas-Vorhaben ausmacht: Zunachst die Einspeisung des erzeugten Stroms in das Stromnetz auf Grundlage der Regelungen des EEG. Weiter der Standort, der eine wirtschaftliche Verfugbarkeit der Rohstoffe erlaubt und einen hinreichenden Nach — fragemarkt fur die erzeugte Warme vorfindet (Jung 2011, S. 448-450).

So verschieden die Nutzungsmoglichkeiten von Biomasse sind, so verschieden sind die den Produkten zugrunde liegenden technischen Prozesse. Da sich aus diesen unterschiedlichen Prozessen auch unterschiedliche technische Risiken ableiten lassen, ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an eine Projektfinanzierung und daraus auch unterschiedliche Formen der staatlichen Forderung.

In einer Biogasanlage werden organische Stoffe unter Sauerstoffabschluss ver — goren (fermentiert). Biogas ist ein Stoffwechselprodukt von Bakterien, das entsteht, wenn sie organisches Substrat abbauen. Es besteht zum groBten Teil — zwischen 40 bis 80 % — aus Methan (CH4) und zu ca. 20 bis 60 % aus Kohlenstoffdioxid (CO2). Der Abbauprozess besteht aus den vier Stufen Hydrolyse, Versauerung, Essigsaure — bildung und Methanbildung, wie in Abb. 2.2 dargestellt.

Der Behalter, in dem die Fermentation stattfindet (der Fermenter), ist der Haupt — bestandteil einer Biogasanlage. Es gibt Biogasanlagen, die aus mehreren Fermentern bestehen. Das Gas wird in der Regel in ein Blockheizkraftwerk (BHKW) geleitet, wo daraus Strom erzeugt wird und als Nebenprodukt Warme entsteht, die z. T. zur Beheizung des Fermenters genutzt wird. Haufig wird ein Gasspeicher an den oder die Fermenter angeschlossen. Denn je nach der Menge der eingebrachten organischen Substanz wird manchmal mehr Biogas erzeugt als im BHKW umge — setzt werden kann. Der eigentliche Verfahrensprozess ist in Abb. 2.3 abgebildet.

Wichtig zum Verstandnis aus technischer Sicht ist, dass der organische Abbau in die einzelnen Bestandteile und der Umbau zu Methan nur in einem feuchten Milieu stattfinden, da die Bakterien nur geloste Stoffe verarbeiten konnen. Im Rahmen des Abbauprozesses mussen folgende wesentliche Aspekte beachtet werden:

1. Fur jede Prozessstufe werden spezifische Bakterien benotigt, die sehr spezielle

Anforderungen an ihre Umwelt stellen und die auch miteinander interagieren[2]:

Beim Abbau sind die Stoffwechselprodukte der jeweiligen Bakteriengruppe

image011Einfachzucker

Подпись:Ammosauren

Fettsauren

Подпись: C5 Valeriansaure

Подпись: Versauerung
Подпись: C4 Buttersaure

Cx-C6 langkettige Carbon-/Fettsauren

C3 Propionsaure

image016 image017

C2 Essigsaure

Wasser

Abb. 2.2 Stoffwechselprodukte des anaeroben Abbaus von organischem Substrat die Nahrung fur die folgende Bakteriengruppe. Der Abbau der Organik in den einzelnen Phasen verlauft aber mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Idealer — weise pendelt sich in der gesamten Prozessbetrachtung aber zwischen den Abbauphasen ein dynamisches Gleichgewicht der Stoffkonzentrationen ein. Ein haufiger Fehler in der Praxis ist die Uberfutterung der Bakterien durch schnell abbaubares Substrat, was zu einer Anhaufung von Sauren durch die saure — bildenden Bakterien fuhrt. Dadurch kommt es zu einem raschen Abfall des pH — Wertes, den die anderen Bakterien nicht vertragen, so dass der Produktionspro — zess beeintrachtigt wird.

2. Das Fliefigleichgewicht wird zudem durch die Abbaubarkeit der Substrate beein — flusst. Zucker und Starke werden aufgrund ihrer einfachen Struktur sehr schnell abgebaut und benotigen nur eine kurze Zeit im Fermenter. Je komplexer die Struktur des Substrates, umso langer dauert der Abbau. Die Abbaugeschwindig — keit der Substrate beeinflusst direkt die technisch notwendige Verweilzeit, so dass schon bei der Planung feststehen muss, welche Substrate vergoren werden sollen.

Die Vielzahl verschiedener Biogasverfahren lasst sich auf wenige verfahrenstech — nische Varianten zuruckfuhren. Grundsatzlich konnen die Verfahren unterschieden werden nach der Art der Beschickung (Batch — oder Durchflussverfahren), nach der Art der Mischung (volldurchmischt oder Pfropfenstrom), ob einstufig oder mehrstufig gearbeitet wird und nach der Konsistenz des Substrats (Feststoff — oder Flussigverfahren).

image018

Abb. 2.3 Verfahrensschema zur Vergasung biogener Abfalle

1. Bei den Flussig-Verfahren wird in der Praxis zumeist das Durchfluss-Verfahren eingesetzt, entweder in reiner Form oder kombiniert mit dem Speicherverfahren. Hier ist der Faulbehalter stets gefullt und wird nur zur Reparatur oder Wartung gelegentlich entleert. Aus einem kleinen Vorbehalter werden das flussige Frisch — substrat und die zu vergarenden Feststoffe aus entsprechenden Einbringvor — richtungen mehrmals taglich in den Faulbehalter eingebracht, wobei gleichzeitig und automatisch am Uberlauf des Behalters eine entsprechende Menge von aus — gefaultem Substrat in den Lagerbehalter austritt oder abgepumpt wird. Vorteil — haft sind beim Durchflussverfahren die gleichmafiige Gasproduktion, die gute Faulraumauslastung und damit eine kompakte Bauweise mit niedrigen War — meverlusten.

2. Weiter wird im Regelfall das Substrat voll durchmischt, da ein Animpfen entfallt und der Umsetzungsprozess sofort beginnen kann.

Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist die Prozess-Temperatur, die wahrend des Prozesses moglichst gleich bleibend sein sollte, damit der biologische Prozess stabil ablaufen kann und nicht umkippt. Da im Gegensatz zur Kompostierung — die in Anwesenheit von Sauerstoff stattfindet — bei der Vergarung unter Sauerstoff — abschluss zu wenig Warme entsteht, muss der Fermenter mit einer Heizung ver — sehen werden. Das Temperaturniveau bestimmt mafigeblich die Geschwindigkeit des Abbauprozesses.

Bereits diese ersten Ausfuhrungen zeigen, dass Biogas-Vorhaben eine wesentlich hohere technische Komplexitat aufweisen als etwa Solarprojekte, was wiederum Auswirkungen auf ihre Finanzierbarkeit hat. Mehrheitlich werden Biogasvorhaben in Form von Projektfinanzierungen realisiert, sofern sie eine hinreichende tech­nische Stabilitat aufweisen und uber ein zugeschnittenes Rechts — und Regulierungs — umfeld verfugen.

Bei einer Projektfinanzierung sind es das Vorhaben und dessen Cashflow, nicht aber ein bestimmtes Unternehmen, das fur die Finanzierung gerade steht. Das

Vorhaben muss daher ein geschlossener, in sich rechtlich, technisch und wirt — schaftlich tragfahiger Kreis sein, der den Investoren eine glaubwurdige Aussicht auf eine angemessene Eigenkapitalverzinsung und den Fremdkapitalgebern aus — reichende Sicherheit auf Ruckfuhrung des eingesetzten Kapitals bietet: Das Projekt muss sich selbst tragen, sich selbst finanzieren. Dies ist der Grundgedanke einer Projektfinanzierung.

Fur den Begriff der Projektfinanzierung finden sich in der Literatur unterschiedliche Definitionsansatze, wobei sich der von Nevitt und Fabozzi (2000, S. 1) weitgehend durchgesetzt hat:

Definition

Projektfinanzierung ist die Finanzierung eines Vorhabens, bei der ein Darlehens — geber zunachst den Fokus der Kreditwurdigkeitsprufung auf die Cashflows des Projekts als einzige Quelle der Geldmittel, durch die die Kredite bedient werden, legt.[3]

Aus dieser Definition werden regelmaBig drei Merkmale einer Projektfinanzierung abgeleitet, namlich die Cashflow-Orientierung (Cash-Flow Related Lending), das Prinzip der Risikoteilung zwischen den Projektparteien (Risk Sharing) und die Ver — buchung der Projektkredite in der Projektgesellschaft (Off-Balance-Finanzierung) (Schmitt 1989, S. 24).

Da die Cashflows die einzige Quelle der Kreditbedienung und Eigenmittel — verzinsung sind, ergeben sich besondere Anforderungen an ihre Stabilitat und Verlasslichkeit. Neben einer intensiven Risikoidentifikation geht es darum, nach okonomischen Kriterien Risiken auf einzelne Projektbeteiligte zu verteilen. Im Anschluss erfolgt eine Risikoquantifizierung in Form eines Cashflow-Modells und eines Rating-Verfahrens, die unter anderem daruber Auskunft geben, wie viel Fremdmittel einem Vorhaben zur Verfugung gestellt werden konnen, wie die Tilgungsstruktur aussehen sollte und welche weiteren Gestaltungselemente Einzug in die Struktur finden sollten. Die Erarbeitung einer Finanzierungsstruktur und die Moglichkeiten ihrer Optimierung sind ein Hauptthema des Abschn. 5.2. Dabei muss man sich bewusst sein, dass die jeweiligen Teilaspekte des Risikomanagement — prozesses — Identifikation, Allokation und Quantifizierung von Risiken — nicht in einer gerichteten zeitlichen Abfolge geschehen, sondern miteinander wechselseitig in Verbindung stehen. Um die Aussagen zur Risikoquantifizierung angemessen wurdigen zu konnen, ist es daher notwendig, die verschiedenen Teilaspekte eines Risikomanagements zu berucksichtigen. Dies werden wir — soweit notig — in diesem Kapitel tun und ansonsten auf die spezifischen Fachkapitel verweisen.

Zum Verstandnis des methodischen Ansatzes ist es hilfreich, kurz die Unterschiede zwischen einer Unternehmensfinanzierung und einer Projekt­finanzierung zu skizzieren: Kommt eine Unternehmensfinanzierung zum Ein — satz, wird ein Investitionsvorhaben als Teil des Unternehmens betrachtet. Die Bewertung des Investitionsvorhabens basiert auf der Kreditwurdigkeit des Gesamt — unternehmens und nicht auf dem erwarteten Cashflow des Projekts an sich. Wird dagegen eine Projektfinanzierung realisiert, ist die Bewertung der Fremdkapital- geber ausschliefilich an die Fahigkeit des Projekts geknupft, einen eigenen Cashflow zu generieren. Schematisch stellt sich die Unterscheidung zwischen einer Unter­nehmensfinanzierung und einer Projektfinanzierung wie in Abb. 2.4 dar.

Da die Sponsoren bei einer Projektfinanzierung eine unbegrenzte Haftung fur das Fremdkapital ablehnen, wird fur die Realisierung der Projekte die Grundung einer eigenstandigen Projektgesellschaft durch die Sponsoren als Gesellschafter regelmafiig notwendig. Alleiniger Geschaftsgegenstand dieser Projektgesell­schaft ist die Realisierung, also die Errichtung und der Betrieb des Projekts. Sie nimmt als Einzweckgesellschaft die Fremdmittel auf und haftet unbeschrankt mit ihrem Vermogen, so dass bei formaler Betrachtung ein Unternehmenskredit vor — liegt. Materiell handelt es sich aber um einen Kredit fur das konkrete Vorhaben. Die Kreditgeber erwarten die Ruckzahlung des Kapitaldienstes allein aus dem Cashflow, der aus dem Projekt generiert wird. Als Sicherheit stehen allein die Aktiva und der Cashflow des Projekts als Haftungsmasse den Glaubigern zur Verfugung. Diese Haftungsmasse ist allerdings projekttypisch nur schwer verwertbar, was mit Blick auf die hohen Investitionsspezifika (Kraftwerke, Mobiltelefonienetze, Trans — portsysteme etc.) nicht naher erlautert werden muss. Daher wird im Krisenfall, in dem der Cashflow zur Bedienung des Kapitaldienstes nicht ausreicht, nicht die Sicherheitenverwertung im Vordergrund stehen, sondern die Fortfuhrung des Pro­jekts, erforderlichenfalls unter finanziellen Opfern aller Beteiligter (Bottcher und Blattner 2006, S. 130-133).

Da die Cashflows die einzige Quelle der Kreditbedienung und Eigenmittelver — zinsung sind, ergeben sich besondere Anforderungen an ihre Stabilitat und Ver — lasslichkeit. Neben einer intensiven Risikoidentifikation geht es darum, nach oko — nomischen Kriterien Risiken auf einzelne Projektbeteiligte zu verteilen (s. hierzu Bottcher 2009, S. 52-71). Im Anschluss erfolgt eine Risikoquantifizierung in Form eines Cashflow-Modells, das unter anderem daruber Auskunft gibt, wie viel Fremd­mittel einem Vorhaben zur Verfugung gestellt werden konnen, wie die Tilgungs — struktur aussehen sollte und welche weiteren Gestaltungselemente Einzug in die Struktur finden sollten.

Dabei muss man sich bewusst sein, dass die jeweiligen Teilaspekte des Risikomanagementprozesses — Identifikation, Allokation und Quantifizierung von Risiken — nicht in einer gerichteten zeitlichen Abfolge geschehen, sondern miteinander wechselseitig in Verbindung stehen. Um die Aussagen zur Risikoquantifizierung angemessen wurdigen zu konnen, ist es daher notwendig, die verschiedenen Teilaspekte eines Risikomanagements zu berucksichtigen, die in den verschiedenen Kapiteln dargestellt werden.

image019

Abb. 2.4 Vergleich Unternehmensfinanzierung und Projektfinanzierung (In Anlehnung an Schmitt (1989), S. 22)

Wesensmerkmal jeder Projektfinanzierung ist die Orientierung an den zukunftigen Cashflows und der Einbindung der Projektbeteiligten, woraus sich folgende Kon — sequenzen ableiten:

1. Zunachst ist bei einer Projektbeurteilung ein besonderes Augenmerk auf die Faktoren zu legen, die den Cashflow beeinflussen. Als mafigebliche Cashflow — Determinanten fur ein Projekt kommen namentlich die Beschaffungsseite, die Absatzmarkte, die Betriebskosten, die Finanzierungskonditionen und schliefilich Einflussgrofien des offentlichen Sektors in Betracht.

2. In einem zweiten Schritt muss uberpruft werden, inwieweit die Risikouber — nahmebereitschaft der einzelnen Projektbeteiligten in Relation zu ihrer Fahigkeit steht, fur Projektrisiken zu haften. Die Aufteilung der Risiken auf die Projektbe­teiligten erfolgt dabei normalerweise nach dem Grundsatz, dass die Vertrags — partei das Projektrisiko ubernehmen sollte, das sie aufgrund ihrer Geschafts — tatigkeit am besten beurteilen und somit auch kontrollieren kann (Grundsatz der Kontrollfahigkeit).

3. Dieser Grundsatz der Risikoverteilung ist aber nur dann anwendbar, wenn aufierdem der Grundsatz der Risikotragfahigkeit berucksichtigt wird: Es geht dabei um die Frage, ob die vertraglich verpflichteten Projektbeteiligten auf­grund ihrer Bonitat und wirtschaftlichen Leistungsfahigkeit auch in der Lage sind, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfullen. Insofern beinhaltet jede Projektfinanzierung auch Bestandteile einer Unternehmensfinanzierung, da die zumindest partielle Risikoubernahme durch die Projektbeteiligten wesentlich fur eine Projektfinanzierung ist und in jedem Fall auch eine Bonitatsbeurteilung dieser Risikotrager erforderlich macht, wie sie fur Unternehmensfinanzierungen

typisch ist. Die Bonitat des Risikotragers ist umso intensiver zu prufen, je weit — gehender sich ein Projektbeteiligter vertraglich gegenuber dem Projekt ver — pflichtet. Diesbezuglich wird auf die einschlagige Literatur der Kreditnehmer — beurteilung verwiesen.

4. Schliefilich mussen zwingend die Anreizwirkungen der jeweiligen Vertrags — gestaltung mit berucksichtigt werden. Aus einer Ex-post-Perspektive mag es dem Auftraggeber gleichgultig sein, wie ein gutes Projektergebnis erzielt wurde. Ex ante mochte er aber die Wahrscheinlichkeit eines guten Ergebnisses erhohen und das kann er nur, indem er Einfluss auf das Verhalten der beauftragten Partei nimmt. Konnte er ihn beobachten, wurde er ihn durch entsprechende Anweisungen zu dem gewunschten Verhalten zwingen. Regelmafiig kann der Auftraggeber aber nicht kostenlos kontrollieren, ob seine Anweisungen befolgt wurden. Wesentlich ist daher, dem Auftragnehmer ein Anreizschema zu geben, das ihn aus eigenem Interesse zu dem gewunschten Verhalten anhalt. Dafur muss er in aller Regel am Erfolg und auch am Risiko des jeweiligen Vorhabens beteiligt werden und zwar unabhangig davon, uber welche Risikotragfahigkeit er verfugt.

Die methodischen Besonderheiten einer Projektfinanzierung — Fokussierung auf den Cashflow des Projektes, die Haftungsentlassung der Sponsoren nach erfolgter Fertigstellung und die explizite vertragliche Einbindung der verschiedenen Pro — jektbeteiligten — fuhren dazu, dass dem Risikomanagement eines Biogasvorhabens eine besondere Bedeutung zukommt. Diese Teilaspekte skizzieren wir im folgenden Abschn. 2.3.

Hinweise zur Optimierung aus Sicht der Investoren und der Fremdkapitalgeber

Investoren und Kreditgeber haben das gleichgerichtete Interesse, ein Projekt so wirtschaftlich wie moglich zu gestalten. Ein hoher Cashflow-Uberschluss bedeutet einerseits, dass die Fremdkapitalgeber mit groBerer Sicherheit ihre festen und erfolgsunabhangigen Ruckzahlungsanspruche erfullt sehen, aber auch, dass die Sponsoren mehr bzw. fruhzeitigere Ausschuttungen realisieren konnen. Wahrend beide Gruppen ein gleichgerichtetes Interesse haben, den Projektwert zu steigern, besteht ein Wettbewerb um die Verwendung der Cashflows. Wie bereits oben ange — sprochen, haben die Sponsoren ein Interesse daran, moglichst viel Cashflow fruh — zeitig auszuschutten, wahrend die Fremdkapitalgeber moglichst schnell getilgt werden wollen. Die Erarbeitung einer Finanzierungsstruktur beinhaltet damit immer auch einen Verhandlungsprozess zwischen den beiden Kapitalgebergruppen.

Die wichtigsten MaBnahmen zur Verbesserung der Finanzierungsstruktur liegen in folgenden Aspekten:

• Eine Verlangerung der Laufzeit der Term Loans fuhrt zu einer Verbesserung der internen Rendite, aber auch zu einer hoheren Belastbarkeit des Projektes. Die Grenzen der Laufzeitwahl werden durch das Rechts — und Regulierungsumfeld sowie die technische Lebensdauer der Anlagen abgesteckt.

• Bei der Wahl der optimalen tilgungsfreien Zeit ist es nicht ganz so einfach. Einer — seits wird der Sponsor an einer moglichst langen tilgungsfreien Zeit interessiert sein, die fremdfinanzierende Bank hingegen wird typischerweise einen Zeitraum zwischen 18 und 24 Monaten praferieren. Dies liegt wesentlich darin begrundet, dass die Schuldendienstreserve mit hinreichender Sicherheit auch in einem Belastungs-Szenario aufgebaut werden sollte.

• Dieser Aspekt bringt uns zur Wahl der Hohe der Schuldendienstreserve. Tendenziell wird ein Sponsor dieses Konto so gering halten wie moglich, andererseits wurden die Banken bei einem vollstandigen Verzicht auf dieses Sicherungsinstrument ihre Eigenkapitalanforderungen wesentlich anheben.

• Sind Betriebskosten in ihrer Hohe an die Entwicklung des Einnahmenniveaus gekoppelt, ergibt sich bei Einnahmenruckgangen ein naturlicher Puffer, der die Belastbarkeit verbessert. Zudem ist eine entsprechende Regelung Anreiz kom — patibel.

Die dargestellten MaBnahmen zur Verbesserung der Finanzierungsstruktur konnen selbstverstandlich noch weiter ausdifferenziert werden. Zusammen gefasst geht es aber zumeist darum, die verfugbaren Cashflows so zu verteilen, dass die Investoren eine akzeptable Wirtschaftlichkeit bei einer angemessenen Belastbarkeit erreichen konnen.