Hohe der Schuldendienstreserve

Ein Diskussionspunkt zwischen Banken und Projektgesellschaft ist die ange — messene Hohe der Schuldendienstreserve. Wiederum seien die beiden Extrem — positionen betrachtet: Wurde auf die Schuldendienstreserve verzichtet, stunden bei Schwankungen des operativen Cashflows moglicherweise nicht genugend liquide Mittel zur Verfugung, um den Kapitaldienst zu bedienen. Um dies von vornherein zu vermeiden, wurden die Banken ihre Belastbarkeitsprufung rein auf Basis der operativen Cashflows auslegen, so dass sich c. p. eine hohere Eigenmittelaus- stattung und damit auch eine niedrigere interne Rendite ergabe. Auf der anderen Seite ist es aber weder durchsetzbar noch notwendig, die Schuldendienstreserve ubermafiig zu dimensionieren. Zum einen wirkt der Einbau einer Schuldendienst­reserve in eine Finanzierungsstruktur als eine faktische Ausschuttungssperre, da sie aus dem Cashflow zwar nach dem Kapitaldienst dotiert wird, aber vor den Aus- schuttungen. Daher wird die interne Rendite umso niedriger ausfallen, je mehr

Liquiditat in die Dotierung der Schuldendienstreserve umgeleitet wird, anstatt an die Sponsoren ausgeschuttet zu werden. Zum anderen muss der Cashflow des Vor- habens auch so strukturiert sein, dass realistischerweise der Zielwert der Schulden­dienstreserve erreicht werden kann. Wenn unter einem Stress-Szenario das Pro — jekt nicht in der Lage ist, einen bestimmten Zielwert der Schuldendienstreserve zu uberschreiten, ist es auch aus Kapitalgebersicht nicht zielfuhrend, auf diesem uberhohten Zielwert zu beharren.

In unserem Beispiel wird gegenuber dem Sponsors Case der Zielwert der Schuldendienstreserve von 0 % des Kapitaldienstes des Folgejahres auf 50 % ange — hoben. Damit wird wahrend der tilgungsfreien Zeit mehr Cashflow in die Dotierung der Schuldendienstreserve umgeleitet, so dass einerseits die Belastbarkeit des Vor — habens auf 88,7 % steigt, andererseits aber die interne Rendite des Vorhabens von 24,92 % auf 21,11 % sinkt (s. Abb. 5.17).

Schuldendienstreserve — Erkenntnisse:

1. Der Einbau einer Schuldendienstreserve fuhrt regelmafiig zu einer erheblichen Verbesserung der Belastbarkeit, was wiederum Raum fur Gestaltungen der Finanzierungsstruktur bei anderen Elementen lasst, wie etwa der Eigenkapital — ausstattung. Dies setzt voraus, dass die Banken bei ihren Stress-Szenarien die Schuldendienstreserve mit berucksichtigen, was im Regelfall so ist.

2. Eine Obergrenze der Ausstattung der Schuldendienstreserve wird dann erreicht, wenn in einem unterstellten Belastungsszenario die Schuldendienstreserve nicht mehr angespart werden kann. In diesem Fall entfaltet die SDR keine Sicherungs — wirkung mehr fur die Banken, verschlechtert aber die interne Rendite der Investoren.

3. In der Praxis liegt die Schuldendienstreserve meist bei einem Wert von 50 % des Kapitaldienstes des Folgejahres, z. T. werden aber auch hohere Werte vereinbart (Fischer 2011, S. 757).

Neben der Hohe der Schuldendienstreserve gibt es weitere Gestaltungselemente, die bei der Ausgestaltung der Schuldendienstreserve eine Rolle spielen, die aber nur skizziert werden sollen:

1. In unserem Fallbeispiel wird die Schuldendienstreserve aus dem Cashflow des Vorhabens aufgebaut. Alternativ ist denkbar, dass diese von Anfang an als zusatzliche Kreditlinie durch die finanzierenden Banken zur Verfugung gestellt wird. Aus Sicht der Sponsoren ergibt sich der Vorteil, dass fur die Verfugung dieser Kreditlinie lediglich Bereitstellungsprovisionen anfallen und Aus — schuttungen fruher moglich sind. Da die Kreditgeber das Vorhaben vorrangig unter einem Belastungsszenario bewerten, werden sie nur dann bereit sein, eine derartige Fazilitat zur Verfugung zu stellen, wenn das Vorhaben eine Ver — schuldungskapazitat hat, die die Inanspruchnahme und planmafiige Ruckfuhrung dieser Linie mit abdeckt. Regelmafiig kommt diese Variante daher dann in Frage, wenn die Uberdeckungsrelationen des Vorhabens besonders gut sind. Eine Vari­ante dieser Fazilitat besteht darin, dass eine dritte Partei sich verburgt, etwaige operative Cashflow-Defizite aufzufangen. In jedem Fall ist die Entscheidung, ob eine der vorgenannten Varianten gewahlt wird, auch aus Sicht der Sponsoren

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Abb. 5.17 DSCR bei Veranderung der Hohe der Schuldendienstreserve

Tab. 5.11 Beurteilung der Variation der Schuldendienstreserve aus Sicht der Kapitalgeber

Min. DSCR

0 DSCR

IRR

Sponsors Case

1,05

1,99

24,92 %

Einnahmen bei 97 %:

0,97

1,90

22,05 %

Wie 1, SDR von 8 Monaten:

1,05

2,62

21,11 %

Kombinationsfall (2 + 3):

1,00

2,29

9,04 %

ein Rechenexempel, bei dem Bereitstellungsprovisionen und etwaige Zinszah — lungen mit dem Vorteil fruherer Ausschuttungen verglichen werden mussen.

2. Die Hohe der Schuldendienstreserve kann in Abhangigkeit gebracht werden von der Performance des Projektes. In Phasen mit geringeren Uberdeckungs- relationen kann etwa der Zielwert der Schuldendienstreserve hoher sein als in Phasen mit hoheren Uberdeckungsrelationen.