Wirtschaftlichkeit und Ausgestaltung einer geeigneten Finanzierungsstruktur

Dr. Jorg Bottcher

1.2.1 Anforderungen an die Finanzierungsstruktur aus Sicht von Investoren und Banken

Die bisherigen Abschnitte haben deutlich vor Augen gefuhrt, dass es zur Reali- sierung von Biogasprojekten einer verlasslichen Technologie und eines belast- baren Rechts — und Regulierungsumfeldes bedarf. Sind diese beiden grundsatzlichen Anforderungen erfullt, eroffnet sich die Moglichkeit fur eine wirtschaftliche Nut — zung der Energie aus Biogas und zwar zumeist in Form einer Projektfinanzierung.

Da bei einer Projektfinanzierung die Cashflows die einzige Quelle der Kreditbe — dienung und Eigenmittelverzinsung sind, ergeben sich besondere Anforderungen an ihre Stabilitat und Verlasslichkeit. Neben einer intensiven Risikoidentifikation geht es darum, nach okonomischen Kriterien Risiken einzelnen Projektbetei — ligten zuzuweisen. Im Anschluss erfolgt eine Risikoquantifizierung in Form eines Cashflow-Modells, das unter anderem daruber Auskunft gibt, wieviel Fremdmittel einem Vorhaben zur Verfugung gestellt werden konnen, wie die Tilgungsstruktur aussehen sollte und welche weiteren Gestaltungselemente Einzug in die Struktur finden sollten. Die Erarbeitung einer Finanzierungsstruktur und die Moglichkeiten ihrer Optimierung sind Gegenstand dieses Abschnitts.

Allerdings markiert das Cashflow-Modell noch nicht den Endpunkt der Pro — jektbewertung der Kreditgeber. In einem weiteren Schritt geht es darum, eine Simulationsrechnung des Cashflow-Verlaufs vorzunehmen, die daruber Auskunft gibt, wie sich das Projekt unter einer Vielzahl von moglichen Umweltszenarien ent — wickeln kann. Ein Ergebnis dieser Simulationsrechnungen ist ein Rating-Ergebnis, das eine Risikokategorie ausweist und damit uber die Risikopramie die Zinskosten bestimmt und auch die Finanzierungsstruktur mafigeblich beeinflusst. Damit geht es in einem zweiten Teil darum herauszuarbeiten, welche quantitativen und qualitativen Faktoren das Rating beeinflussen konnen.

Dabei muss man sich bewusst sein, dass die jeweiligen Teilaspekte des Risikomanagementprozesses — Identifikation, Allokation und Quantifizierung von Risiken — nicht in einer gerichteten zeitlichen Abfolge geschehen, sondern miteinander wechselseitig in Verbindung stehen. Um die Aussagen zur Risikoquantifizierung angemessen wurdigen zu konnen, ist es daher notwendig, die verschiedenen Teilaspekte eines Risikomanagements zu berucksichtigen. Dies werden wir — soweit notig — im Folgenden tun und ansonsten auf die spezifischen Fachkapitel verweisen. Anders ausgedruckt: Die Ermittlung einer Finanzierungs­struktur erfordert eine vorherige Klarung und Zuordnung der Risikoaspekte eines Vorhabens.

Das Cashflow-Modell eines Projektes ist aber nicht nur fur die Kreditgeber von herausragender Bedeutung, sondern auch fur die Investoren eines Projektes. Beide Kapitalgebergruppen sind gleichermafien am Erfolg eines Vorhabens interessiert, wobei sie allerdings unterschiedliche Anspruchsebenen und Anspruchsgrund — lagen haben. Wahrend die Fremdkapitalgeber einen erfolgsunabhangigen und fixen Anspruch auf Bedienung des Kapitaldienstes aus dem Projekt haben, haben die Eigenkapitalgeber einen erfolgsabhangigen und damit variablen Anspruch auf den verbleibenden freien Cashflow. Das methodische Werkzeug, mit dem beide Gruppen ein Vorhaben beurteilen, ist ein projektspezifisches Cashflow-Modell.

Starten wollen wir mit einem Blick auf die methodischen Grundsatze, mit dem die Kapitalgebergruppen — Eigenkapitalgeber und Fremdkapitalgeber — Projekte im Biogasbereich beurteilen.