Auswahl der Komponenten

Eine Biogasanlage ist kein Provisorium. Alle Komponenten sollten — so weit moglich — auf 20 Jahre ausgelegt sein. Fur einige Komponenten sind auf dem Markt verschiedene Ausfuhrungen erhaltlich, die jeweils ihre Vor — und Nachteile haben. Manche mussen erst noch ihre Einsetzbarkeit unter Beweis stellen. Wichtig ist die richtige Darstellung der Aufgabe.

Beispiel:

Fur ein Warmenetz soll das Material der Warmeleitungen festgelegt werden. Auf dem Markt sind sowohl Stahlleitungen als auch Kunststoffleitungen erhaltlich. Die Summe der Kosten fur Material und Verarbeitung ist bei einfachen Netzen bei beiden Werkstoffen ahnlich. Meist uberwiegen die Vorteile der Stahlleitung: Die Leckuberwachung ist einfach zu realisieren und hohe Temperaturen konnen dem Medienrohr nichts anhaben und fuhren nicht zu einer starkeren Alterung des Materials. Es gilt aber trotzdem, sich die ortlichen Gegebenheiten genau anzu — schauen, um den fur den Anwendungsfall geeignetsten Werkstoff auszuwahlen.

Nehmen wir an:

• Das Netz liegt auf einer schwierigen Strecke. Rauf, runter, links, rechts. Das macht eine Stahlleitung sehr teuer, weil jede Richtungsanderung einen neuen Bogen mit neuer Isolierung und viel Installationsaufwand mit sich bringt.

• Die Leitung wird — wie so haufig — erst im spaten Herbst verlegt. Wir haben also niedrige Temperaturen und viel Regen. Das verzogert den Bau erheblich und lasst die Kosten explodieren.

• Der Tiefbauer, der Rohrleitungshersteller, der Verleger, der Schweifier und der Hersteller der Isolierung sind in diesem Projekt nicht ein Team, sondern kommen haufig aus verschiedenen Firmen. Jede Firma hat weitere Kunden und die Anfahrt soll sich schliefilich lohnen. Jede Folgefirma bedeutet Wartezeit auf das jeweils nachste Gewerk. Aber es muss doch schnell gehen — Strafien werden gesperrt, die Leitungsgraben fallen ein, der Grundwasserspiegel kann steigen und der Koordinator versucht, die gerade genannten Firmen aufeinander abzustimmen. Nicht selten kommt es dabei zu einem Baustopp wegen Wintereinbruch. Weiter machen bitte erst im Fruhjahr.

• Sie haben den Unmut der Anlieger auf sich gezogen, schliefilich ist die gesamte Ortschaft uber Monate ein Baustellenschlachtfeld.

• Sie haben wahrend des schonen langen Winters keine Warme verkauft, eventuell sind Sie Ihren Vertragsverpflichtungen nicht nachgekommen und weil die Graben eingefallen sind, kommt noch einiges an Handarbeit dazu.

Mit erheblichen Mehrkosten, einem Winter Verspatung, einer Menge Frust im Ort und eventuellen Konventionalstrafen bezuglich der Liefervertrage ist nun alles geschafft, oder?

Das Stahlnetz ist unter schwierigen Bedingungen gebaut und die Kompensations- fahigkeit des Rohres bezuglich der Warmeausdehnungen ist nur begrenzt. Alles ist richtig ausgelegt, Ausdehnungspuffer wurden eingeplant. Leider ist die Warmequelle nicht redundant ausgelegt und fallt regelmafiig aus. Und zwar so lange, dass das Netz signifikant auskuhlt. Mit der Folge, dass die Schweifinahte regelmafiig Spannung und Dehnung aus — gesetzt werden. Den Maschinenbauern unter den Lesern ist die Wohlerkurve ein Begriff. Naturlich hat dieses Rohr, von dem man dachte, es sei schier unverwustlich, langst nicht die Fahigkeit, Spannungen und Dehnungen zu kompensieren, wie das alternative Kunst- stoffrohr. Die Folge: Nach einigen Jahren — dabei ist es nicht eine Frage der Zeit, sondern vielmehr eine Frage der Anzahl der Last — bzw. Temperaturwechsel — wird das Netz an den Schweifinahten undicht. Wie gut, dass eine Leckuberwachung vorgesehen ist. Das macht die Suche nach dem Schaden leichter, die Reparatur ist trotzdem fallig. Und weil alle Nahte dieser Belastung ausgesetzt sind, kann es durchaus passieren, dass nun regelmafiig diese Schadensfalle behoben werden mussen.

Dieser inszenierte Verlauf ist sicher eine Ansammlung von moglicherweise auf — tretenden Schwierigkeiten. An dieser Stelle soil auch das Stahlnetz nicht verteufelt werden. Dieses Beispiel soll vielmehr zeigen, wie wichtig es ist, genau die Bedingungen zu prufen, unter denen die jeweilige Komponente eingesetzt werden soll. Zusammengefasst heifit das:

• Setzen Sie sich im Vorfeld mit den Details der Aufgabenstellung an die Kom — ponenten auseinander und entscheiden Sie sich, bezogen auf Ihre Aufgaben — stellung, fur das entsprechende Konzept.

• Holen Sie sich eine neutrale Beratung bei einem Ingenieurburo.

• Wahlen Sie Ihr Material projektbezogen aus.