Substrat-Anbau im Licht der offentlichen Meinung

In den letzten Jahren hat die Anzahl der BGAs in Deutschland stark zugenommen. Zum einen bietet das EEG Anreize uber eine stabile Vergutungsstruktur, zum anderen wollen sich immer mehr Landwirte neben ihrem originaren Betrieb eine weitere Moglichkeit schaffen, die Existenz des Hofes langerfristig zu sichern. Einhergehend damit wurde der Energiepflanzenanbau — und hier im Besonderen der Maisanbau — entsprechend ausgebaut. Dabei kommt es lokal zunehmend zur Ballung von BGAs, so dass durch den damit verbundenen schwerpunktmafiigen Anbau von Mais der Ausdruck der „Vermaisung der Landschaft" immer haufiger zu horen ist. Auch wird den BGA-Betreibern vorgeworfen, Flachen fur den Anbau der Energiepflanzen zu nutzen, die ursprunglich der Nahrungsmittelproduktion dienten. Hierin sehen einige gern die Ursache dafur, dass die Lebensmittelpreise steigen oder in anderen Teilen der Welt Hunger herrscht.

Daruber hinaus werden von BGA-Betreibern oftmals Flachen zur Produktion der benotigten Energiepflanzen hinzu gepachtet. Die gebotenen Pachtpreise liegen hierbei aufgrund der langeren Wertschopfungskette nicht selten deutlich uber den sonst ublichen Pachtpreisen fur landwirtschaftliche Nutzflachen, so dass andere Landwirte, die ebenfalls Interesse an den Pachtflachen haben, nicht mehr zum Zuge kommen. Daraus entsteht der Vorwurf, dass die BGA-Betreiber den anderen Land — wirten die Flachen „wegnehmen".

4.1.4.1 Grundsatzliche Problemstellungen

Parteiubergreifende Einigkeit besteht inzwischen daruber, dass die Bundesrepublik die Energiegewinnung aus regenerativen Quellen weiter fordern will. Nicht zuletzt die Katastrophe in Fukushima hat einer noch breiteren Offentlichkeit klar gemacht, dass eine Energiewende nicht nur notwendig ist, weil die fossilen Brennstoffe end — lich sind, sondern auch weil sich durch deren Einsatz das Erdklima schadlich ver — andert. Es ist klar geworden, dass andere, vermeintliche-alternative, nicht fossile Energiequellen (Atomkraft) hochgradig gefahrlich sein konnen.

Selbst wenn im Prozess keine Unfalle passieren, ist hier die Endlagerthematik des hochradioaktiven Materials ungeklart. Kein Forscher oder Politiker kann sich ernsthaft vor die Offentlichkeit stellen und behaupten, dass es tatsachlich sinn — volle, bezahlbare Moglichkeiten gabe, die brisanten Abfalle fur mehrere tausend Jahre sicher zu verwahren. Die Halbwertszeit von Plutonium 239 z. B. (Bundes — amt fur Strahlenschutz 2010) (einer der giftigsten Stoffe der Welt, benannt nach dem romischen Gott des Totenreichs „Pluto") betragt 24.110 Jahre. Nach Ablauf dieses Zeitraums ist immer noch die Halfte des Materials vorhanden. Es bedarf 10 Halbwertzeiten, also 241.100 Jahre, bis „nur" noch 0,1 % der Ausgangsmenge vorhanden ist. Selbst diese ist dann noch genauso todlich wie zum Startzeitpunkt. Bereits wenige Milligramm sind fur einen Menschen todlich. Andere radioaktive

■ biogene Brennstoffe, Strom

Подпись: ■ Wasserkraft ■ Windenergie ■ Biokraftstoffe Подпись: ■ Solarthermie ■ Geothermie ■ Photovoltaik Подпись: Abb. 4.2 Struktur der EE-Energiebereitstellung in Deutschland 2010. (BMU 2011)image061biogene Brennstoffe, Warme

Abfalle aus der Atomindustrie haben noch langere Halbwertzeiten und aggressi — vere Strahlung. Eine beachtliche Gefahrenquelle also, von der niemand ernsthaft behaupten kann, dass sie kontrollierbar ist.

Fur die Gewinnung von regenerativen Energien werden bis auf Ausnahmen grofie Flachen benotigt. In Deutschland ist das Gebiet der regenerativen Ener — giequellen hauptsachlich durch Wasserkraftwerke, Windkraft, Solarenergie und Biogas besetzt. Gezeitenkraftwerke und Geothermie spielen hier eher eine unterge — ordnete Rolle und stecken z. T. auch noch im Anfangsstadium der Entwicklung (BMU 2011). (s. Abb. 4.2)

Wasserkraftwerke sind grundsatzlich grundlastfahig, jedoch sind die moglichen Standorte in Deutschland auf eine uberschaubare Anzahl von Regionen begrenzt.

Windkraftanlagen sind inzwischen sehr hoch und daher weit sichtbar. Trotz der Bemuhungen der Ingenieure verursachen die Rotoren nicht unerheblichen Larm. Um namhafte Energiemengen zu gewinnen, sind grofie Parks notwendig. Solarzellen haben zurzeit noch eine eher durftige Effizienz und es sind ebenfalls grofie Flachen notwendig, sowie moglichst sonnenreiche Standorte. Solar — und Windenergie haben daruber hinaus das Problem, dass sie grundsatzlich nicht grundlastfahig sind. Leis — tungsfahige und bezahlbare Speichertechniken sind zurzeit noch nicht vorhanden. Biogas ist aufgrund des Zeit und Wetter unabhangigen biologischen Prozesses grundlastfahig. Zur Erzeugung der benotigten Energiepflanzen werden sehr grofie landwirtschaftliche Flachen benotigt, so dass auch hier das Potenzial endlich ist.

Inzwischen gibt es einen breiten Konsens, dass nur ein intelligenter Mix der ver — schiedenen Energietrager und eine internationale Vernetzung der Energiesysteme, sowie ein moglichst effizienter und uberlegter Einsatz der Energie langfristig zum Ziel fuhren konnen. Eine Mammutaufgabe, die durch die verschiedenen Interessen der Nationen teuer und sehr kompliziert ist.

Inzwischen ist einer breiten nationalen Offentlichkeit klar, dass der Ausbau der regenerativen Energien uberlebenswichtig ist. Trotzdem stofien die Projekte haufig auf Widerstand. „Regenerative Energien ja, aber bitte woanders und nicht hier“,
ist eine leider oft zu horende Aussage. Zentrale Grofikraftwerke werden nicht so flachendeckend wahrgenommen wie die eher dezentrale Energieproduktion uber regenerative Quellen, ein nicht unerhebliches Verstandnisproblem.

Auf internationaler Ebene potenzieren sich die Vorstellungen, Anspruche und Forderungen noch deutlich. Es gibt zur Zeit noch diverse Lander (z. B. China), denen der Umwelt — und Klimaschutz offensichtlich nicht viel bedeutet und welche die kostspieligen Bemuhungen der Industrienationen eher als Chance sehen, wirt — schaftlichen Boden gut zu machen, ohne Rucksicht auf Ressourcen oder die Klima — entwicklung zu nehmen.

Bei unserer Betrachtung konzentrieren wir uns auf die nationale Sicht auf Bio — gasvorhaben.