Stolz, SpaB, Sinnerleben (psychische Gesundheit)

Ehrenamtliches Engagement, wie es bei der Partizipation an einem Bioenergieprojekt stattfindet, kann mit seelischer Gesundheit und Zufriedenheit zusammenhangen, wie zahlreiche Studien zeigen. Legewie und Janfien (1997) untersuchten beispielsweise Auswirkungen von Engagement auf Mitglieder von Burgerinitiativen. Sie fanden, dass personliches Engagement nach Einschatzung aktiver Mitglieder uberwiegend positive Auswirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit hat. Diese Effekte lassen sich als Empowerment-Effekte (Rappaport 1984, 1985; Stark 1994; Antonovsky 1993) beschreiben: Durch das Engagement wird das Empfinden gestarkt, Einfluss auf das eigene Leben nehmen zu konnen. Neue eigene Kompetenzen konnen ent — deckt und ausgebaut sowie neue, befriedigende Sozialkontakte aufgebaut werden. Empirische Ergebnisse zu diesem Zusammenhang lieferten auch Sohr und Boehnke (1994) bzw. Fufi und Boehnke (1998): Sie fanden bei Befragungen von umwelt — engagierten Jugendlichen, dass sich im Laufe eines Engagements die Hoffnungs — losigkeit bezuglich des Umweltzustands vermindert und die seelische Gesundheit der Engagierten verbessert, was sie unter anderem auf die positive Wahrnehmung der eigenen Umweltaktivitaten zumckfuhrten. Ahnliche empirische Befunde zum Zusammenhang zwischen Umweltengagement und Wohlbefinden berichten auch Eigner (2001) und Sohr (2001). Perkins et al. (1996) zeigten, dass ehrenamtliches Engagement Auswirkungen unter anderem auf verschiedene Wohlbefindens — indikatoren hat, namlich auf Fahigkeiten, Selbst-Identitat und auf Intra — und Inter — gruppenprozesse wie Kommunikationsfahigkeiten, Gruppendynamik, Gruppen — identitat, Koalitionsbildung und generell auf Empowerment-Gefuhle (vgl. Perkins 1995; Zimmermann 1990). Diese Faktoren wirken als antizipierte Auswirkungen z. T. auch motivierend, uberhaupt ein Engagement aufzunehmen.

Ein wesentlicher Schutzfaktor fur die korperliche und seelische Gesundheit ist aufierdem genugend Kontakt mit anderen Menschen und ein sicheres Gefuhl sozialer Geborgenheit (Mittag 1996). Durch Partizipation, wie sie im Kontext mit der Planung von Bioenergieanlagen stattfinden kann, kann dieser Kontakt mit seinen positiven Effekten hergestellt werden. In einer Vielzahl an Studien ist der schutzende Effekt der sozialen Unterstutzung durch Familie, Freunde und Nach — barschaft belegt (z. B. Gottlieb 1983; Keupp & Rohrle 1987). Zimmermann und Zahniser (1991) haben Zusammenhange gefunden zwischen „sozialpolitischen Kontrollerfahrungen“ (bzw. Selbstwirksamkeitserfahrungen) und psychischem Wohlbefinden und Empowerment. Auch Interviews im Bioenergiedorf Juhnde haben ergeben, dass Arbeitsgruppen-Engagement mit erhohtem Stolz, Spah an Planung und Umsetzung, Lernerfolgen, Zufriedenheitsgefuhlen und Sinnerleben einhergeht (Eigner-Thiel & Schmuck 2010).

Da die Biomassealternativen mit unterschiedlichen Partizipationsmoglichkeiten einhergehen, unterscheiden sie sich auch im Ausmah potenziell erreichbarer Gefuhle von Sinnerleben, Stolz und Spah. Je hoher die Werte bei moglicher Partizipation, desto hoher auch die Werte hier und desto nachhaltiger ist das Biomassenutzungs — konzept in Bezug auf dieses Kriterium.