Wir-GefQhl

Untersuchungen des Wir-Gefuhls bestehen bereits seit den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts (Festinger 1954; Schachter 1959). Zum Wir-Gefuhl zahlen ver — schiedene Facetten, die mit unterschiedlichen Fachbegriffen versehen sind. Dazu gehoren beispielsweise „Sense of Community’" (Chavis und Wandersman 1990) oder die „Gruppenidentitat" (Henry et al. 1999), „soziale Identitat" (Tajfel und Turner 1986), „soziale Unterstutzung" (Sommer 2000) oder „Gruppenkohasion" (Dion 2000). Gruppenkohasion ist definiert als Eigenschaft einer Gruppe, die fur die gegenseitige Bindung der Menschen untereinander sorgt und das Zuneigungs — gefuhl zwischen den Gruppenmitgliedern fordert. Unter „sozialer Unterstutzung“ wiederum wird die Hilfe verstanden, die jemand durch das soziale Netz, in das er eingebunden ist, erfahren kann und die wiederum positive emotionale und damit gesundheitsforderliche Aspekte aufweist (Sommer 2000). Das Wir-Gefuhl ist auch heute immer noch wichtig (Keupp et al. 2006). Auch wenn es viele neue Formen von sozialen Netzwerken im Internet gibt, bleibt die Bedeutung von Nachbarschaften und realen Freundeskreisen erhalten. Ein Beispiel fur ein neues Wir-Gefuhl in Deutschland ist die Fufiballweltmeisterschaft im Jahr 2006. Als Trendprognose wird vom Zukunftsinstitut die These formuliert, dass Menschen sich weiter in Gruppen organisieren werden, in Eigenregie neue Gemeinschaftsformen bilden. Aufierdem werde das Bedurfnis und die Motivation, sich sozial zu engagieren und Gemein — sinn bewusst zu leben, auch in den nachsten Jahren nicht durch Digitalisierung und Internet erstickt werden (Redaktion Zukunftsinstitut 2008).

Dieses Kriterium des Wir-Gefuhls im Zusammenhang mit der Nutzung unterschiedlicher Bioenergieformen hangt mit einem anderen sozialen Kriterium zusammen, namlich mit der „moglichen Partizipation“. Interviews haben ergeben, dass bei aktiv fur ein gemeinschaftliches Klimaschutzprojekt engagierten Menschen das Wir-Gefuhl, das Gefuhl eines Zusammenhalts zwischen diesen Menschen anwachst, was sich wiederum positiv auf das seelische Wohlbefinden und die Gesundheit auswirkt (Eigner-Thiel & Schmuck 2010). Auch Schuster (2002) beschreibt, wie bei dem Engagement fur Nachhaltigkeitsprojekte ein Wir-Gefuhl entstehen kann, wenn engagierte Menschen zusammen kommen, um ein konkretes, gemeinsames Ziel zu erreichen. Wenn die Wege zum Ziel nicht vorgegeben seien, komme es zu offenen Prozessen, in denen standig neue Personen zur Mitwirkung gewonnen wurden. Durch viele personliche Gesprache und gemeinschaftliche Diskussionen bei der Suche nach „Win-win-Situationen“ entstunden innovative Ansatze und bestandige Losungen, aber eben auch eine Starkung des Gemein — schaftsgefuhls. Die Biomassealternativen unterscheiden sich in dem Ausmafi, inwieweit Menschen dabei uberhaupt miteinander in Kontakt treten. Die Werte fur das Wir-Gefuhl bei unterschiedlichen Nutzungspfaden werden wiederum per Fra — gebogen auf einer 5-skaligen Rating-Skala erhoben. Je hoher der Wert, desto hoher wird das Wir-Gefuhl eingeschatzt.