Partizipation

„Partizipation“ kommt von lat. „participere“, teilnehmen und bedeutet ‘Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Einbeziehung’. Gemeint ist die Einbeziehung von Individuen und Organisationen an Entscheidungs — und Willens- bildungsprozessen. Ziel ist die Einflussnahme der unterschiedlichen Bevolkerungs — gruppen unter anderem auf politische Prozesse. Dies kann im Rahmen von Burger — initiativen, Arbeitsgruppen, Runden Tischen, Petitionen und neuerdings auch uber E-Partizipation via elektronische Netzwerke geschehen (Heinrichs 2005). Dabei kooperieren die gestaltenden Krafte von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Burgerini — tiativen, Interessenvertretungen und NGOs.

Partizipation spielt insbesondere im Rahmen der Unterstutzung einer Nach — haltigen Entwicklung eine Rolle. In der nach der Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 veroffentlichten Agenda 21, in der in 40 Kapiteln alle wesentlichen Politikbereiche einer umweltvertraglichen, nachhaltigen Entwicklung ange — sprochen werden, wird der Beteiligung der Offentlichkeit an der Entscheidungs — findung grofie Bedeutung eingeraumt (Bundesministerium fur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 1997). Unterstutzt wird die Forderung nach Partizipation im Zusammenhang mit einer Nachhaltigen Entwicklung von vielen Autoren (z. B. Deutscher Rat fur Landespflege 2002). Aufgenommen wurden Bestrebungen der Unterstutzung von partizipativen Ansatzen auch von Bildungsforschern, bei denen sich dieser Aspekt in der Etablierung neuer Lernziele niederschlagt (z. B. Bund — Lander-Kommission fur Bildungsplanung und Forschungsforderung 1998). Opera — tionalisiert wird dies im Bildungssektor z. B., indem „Gestaltungskompetenz“ erlernt werden soll, wozu nach de Haan und Haarenberg (1999) unter anderem die „Partizipationskompetenz“ und die „Kompetenz zu weltoffener Wahrnehmung“ gehoren. Partizipation gilt als gesellschaftlich relevant, weil sie zum Aufbau von sozialem Kapital fuhren kann und dann soziales Vertrauen verstarkt (Girschner und Girschner-Woldt 2007). Hiermit wird bereits der Bogen zu den psychologischen Auswirkungen der Beteiligung angedeutet, der im nachsten grofieren Abschnitt zu finden ist (s. „Psychologische Konsequenzen“). Entscheidend fur eine gelingende Partizipation ist, dass Menschen nicht einfach nur angehort werden, sondern dass sie echte Entscheidungsbefugnis erhalten. Im Forschungsvorhaben „Biomasse im Spannungsfeld“ werden die Entscheidungsbereiche in drei verschiedene Qualitaten eingeteilt (1. Beteiligung uber reine Information, 2. Beteiligung an der Planung, 3. Beteiligung an der Finanzierung). Aufierdem werden verschiedene Interessen — gruppen angefuhrt, die bei der Planung von Bioenergieanlagen berucksichtigt werden sollten (s. u.). Weitere potenzielle Aspekte der Systematisierung von Par­tizipation sind die Partizipationsintensitat, die Inhalte und die zeitliche Phase, in der die Menschen das Entscheidungsrecht bekommen. Diese werden in unserem Ansatz jedoch nicht berucksichtigt.

Die wichtigsten zu beteiligenden Gruppen bei der Planung einer Bioenergie — anlage sind die folgenden:

• Landwirte,

• Warmekunden,

• die kommunale bzw. regionale Planungsebene,

• die ubrige Dorfbevolkerung/Offentlichkeit,

• Naturschutz,

• Wissenschaftler (zum Aufgreifen offener Fragen, Herausdestillieren von neuem Wissen und Aufbereitung von Schulungsmaterial) sowie

• Manner und Frauen gleichermafien.

Je mehr dieser Gruppen beteiligt sind, desto eher werden die Partizipations — moglichkeiten tatsachlich ausgeschopft. Fur die Bewertung der verschiedenen Bio — energiepfade wird uberpruft, an welchen Phasen wie viele Interessengruppen betei­ligt werden.