Soziale Kriterien

Nachdem die bei der Bewertung zu berucksichtigenden okologischen, oko­nomischen und technischen Kriterien zusammenfassend aufgezahlt wurden, wird nun die Auswahl der sozialen Kriterien ausfuhrlich hergeleitet und begrundet. Der bekannteste derzeit existierende weltweit benutzte Kriterienkatalog, in dem auch soziale Kriterien aufgelistet werden, ist derjenige der „Commission for Sustainable Development (CSD 1996). In dieser Kommission haben uber hundert Experten von 1995 bis 2000 zunachst 134 Indikatoren fur die Messung einer Nachhaltigen Entwicklung aufgestellt. Diese wurden in 22 Landern getestet und die Liste wurde letztlich auf 58 zentrale Indikatoren gekurzt. Diese sind in die vier Bereiche „sozial“, „Umwelt“, „Wirtschaft“ und „institutionell“ untergliedert. Davon betreffen 19 Attribute den Bereich der sozialen Kriterien, die sich wiederum zusammenfassen lassen in die sechs Oberkategorien Gleichheit, Gesundheit, Bildung, Wohnung, Sicherheit, Bevolkerung (UNCSD 2001).

Ahnliche soziale Kategorien werden im neuesten Nachhaltigkeitsstandard zur Zertifizierung von Biomasse fur den internationalen Handel von Fritsche et al. (2010) genannt: Hier wird zwar betont, dass auch soziale Indikatoren eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Nachhaltigkeit der Biomassenutzung spielen, bei deren Konkretisierung wird jedoch vor allem auf Sozialstandards verwiesen, die vom sogenannten „Roundtable on Sustainable Biofuels“ (RSB) fur Biotreib — stoffe elaboriert wurden. Spezifische ubergeordnete soziale Indikatoren sind hier beispielsweise: Beratung, Planung und Uberwachung, Menschen — und Arbeits — rechte, Ernahrungssicherheit, Landliche und soziale Entwicklung, Wirtschaftliche Effizienz, Technologie und dauernde Verbesserung und Sicherung der Landrechte.

Sowohl die von der UNCSD (2001) als auch die von Fritsche et al. (2010) auf — gelisteten Kriterien sind jedoch fur die Bewertung der energetischen Biomassen — utzung in Deutschland grofitenteils ungeeignet, weil die meisten dieser genannten sozialen Standards in Deutschland glucklicherweise erfullt sind. Damit sind diese Kriterien nicht entscheidungsrelevant, weil sie keine Unterscheidung von Biomasse — Konzepten erlauben. Aus dem Grund wurden im Forschungsvorhaben „Biomasse im Spannungsfeld“, ausgehend von den bekannten Indikatorenkatalogen, gemein — sam mit Psychologen und Sozialwissenschaftlern andere, fur Biomasse-Pfade in Deutschland aussagekraftige soziale Kriterien erarbeitet.

Die sozialen Kriterien lassen sich in die vier Oberkategorien „Akzeptanz“, „Par — tizipation“, „Psychologische Konsequenzen“ und „Arbeitsplatze“ unterteilen und werden auf der untersten Ebene in 16 Attributen operationalisiert. Im Folgenden werden diese spezifisch fur die Biomassenutzung in Deutschland aufgestellten sozialen Kriterien vorgestellt, erlautert und theoretisch begrundet. Eine Ubersicht uber die hierarchische Anordnung der Kriterien ist in Abb. 3.3 zu sehen.