GroBe Ziele, weiter Weg: Status quo der Marktentwicklung von Biomethan

Der Markt fur die Biogaseinspeisung in Deutschland ist vergleichsweise jung: Die ersten beiden Anlagen zur Biogaseinspeisung in Deutschland wurden Ende 2006 in Betrieb genommen. Im Jahr 2007 wurden weitere vier Anlagen zugebaut. Im Oktober 2011 speisen nach Informationen der dena 59 Anlagen in das Erd — gasnetz ein. Ende 2011 werden nach derzeitigem Planungsstand voraussichtlich etwa 100 Anlagen mit einer stundlichen Einspeisung von ca. 64.000 Normkubik — metern Biomethan am Netz sein. Bis 2012 ist derzeit ein Zuwachs auf 117 Anlagen mit rund 73.000 Normkubikmetern und bis 2013 auf 128 Anlagen mit rund 79.000 Normkubikmetern Einspeiseleistung pro Stunde geplant. Die durchschnitt — liche Aufbereitungskapazitat der Biomethananlagen betragt ca. 700 Normkubik — meter pro Stunde.

Auch wenn die Biogaseinspeisung somit bereits auf erste erfolgreiche Schritte zuruckblicken kann — um die Ziele der Bundesregierung von 6 Mrd. Kubikmetern im Jahr 2020 zu erreichen, ist es noch ein weiter Weg. Hierzu ware ein jahrlicher

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Abb. 1.3 Entwicklung der Biomethanerzeugung seit 2006. (dena 20121)

Zubau von etwa 120 Anlagen bei einer durchschnittlichen Aufbereitungskapazitat erforderlich.

Der Anlagenzubau der letzten Jahre war im Wesentlichen determiniert von der sich trotz der implementierten Anreizinstrumente schleppend prasentierenden Situation auf den Absatzmarkten fur Biomethan:

Die warmegefuhrte BHKW-Verstromung ist gegenwartig der bedeutendste Absatzmarkt fur Biomethan. Mafigeblich beeinflusst wird dieser Markt durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Dieses setzt konkrete Impulse zur Anrei — zung des Einsatzes von Biomethan in Kraft-Warme-Kopplungs-Anlagen, da dieser Absatzweg aus Perspektive des Klimaschutzes die effizienteste Nutzung fur Biome­than darstellt. Wenngleich die Mehrheit der erzeugten Biomethanmengen in Block — heizkraftwerken nach EEG verwertet wird, ist die Entwicklung in diesem Sektor hinter den Erwartungen zuruckgeblieben. Vor dem Hintergrund der aktuell niedrigen Erdgaspreise ist die Entwicklung von wirtschaftlich attraktiven Standorten deutlich schwieriger als etwa noch vor zwei Jahren. Daruber hinaus ist das Produkt Bio­methan komplex und bedarf eines relativ umfangreichen Vorwissens, uber das viele potenzielle Marktteilnehmer derzeit noch nicht verfugen (dena 2011a). Transparenz und Standardisierung hinsichtlich des Prozesses der Nachweisfuhrung schafft seit Februar 2011 das Biogasregister Deutschland, ein IT-basiertes Dokumentations- system, das die dena gemeinsam mit fuhrenden Akteuren der Biomethanbranche entwickelt hat (dena 2011b).

Der Warmemarkt wird einerseits durch Anreizung durch das Erneuerbare-Ener — gien-Warmegesetz (EEWarmeG) bestimmt und andererseits durch Okogasprodukte 1 Die Ubersicht zur Marktentwicklung der Biogaseinspeisung in Deutschland auf der Website des Projekts biogaspartner der dena (www. biogaspartner. de) wird regelmafiig aktualisiert.

auf freiwilliger Basis. Beide Anwendungsfalle stellen derzeit eher „schlafende Rie — sen“ dar. Vom EEWarmeG geht nur ein geringer Impuls zum Einsatz von Biomethan aus, da der Gebaudebestand von den hier greifenden gesetzlichen Regelungen weit — gehend ausgeschlossen ist. Daruber hinaus wird Biomethan bundesweit im Warme — markt in sogenannten Beimischprodukten (zwischen 5 und 30 % Biomethananteil im Erdgasbezug) sowie durch einzelne Anbieter auch als 100 %-Produkt angeboten. Insbesondere von Interesse ist dies fur Biomethan, das auf Basis von Reststoffen erzeugt wurde, oder fur nicht nach dem EEG vergutungsfahiges Biogas. Ahnlich den „Grunstrom“-Angeboten im Stromsektor, besteht bei privaten Endkunden eine prinzipielle Bereitschaft, fur Beimischungen von Biomethan einen Aufpreis auf den Erdgaspreis zu zahlen. Laut einer Umfrage der Hochschule Hildesheim unter 1.000 Endverbrauchern sagten 75 % der Befragten aus, prinzipiell Interesse am Bezug von Biomethan zu haben. 37 % waren daruber hinaus bereit, mehr fur ein solches Produkt zu bezahlen. Die Zahl der Anbieter, die derartige freiwillige Okogaspro — dukte anbieten, nimmt demzufolge bestandig zu (dena 2011a). Die dort absetzbaren Biomethanmengen sind jedoch aufgrund der durch Kostendruck bestimmten im Normalfall niedrigen Beimischungsquoten vergleichsweise gering.

Auch der Kraftstoffsektor stellt sich derzeit noch als Nischenmarkt fur Biome­than dar. Zwar zeichnet sich Biomethan unter den Biokraftstoffen durch besondere Effizienz aus; die bislang nur schwach ansteigende Anzahl der Erdgasfahrzeuge in Deutschland jedoch grenzt diesen Wachstumspfad derzeit ein: In 2010 betrug der Anteil von Erdgas als Kraftstoff am Gesamtkraftstoffverbrauch ca. 0,3 %, aktuell werden lediglich 89.000 der insgesamt rund 51 Mio. Fahrzeuge mit Erdgas betrie — ben (dena 2011c).